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Sonntag, 30. Oktober 2016

Leseprobe Mysterious Encounter #2

Und schon gibt's Leseprobe #2 !
Viel Spaß ;-)

~ № 2 ~


3 Monate früher



Es war inzwischen nach elf Uhr abends und Caleb wusste genau, dass Max nicht mehr auftauchen würde. Er saß zum wiederholten Mal alleine in der Wohnung und wartete vergeblich auf seinen Freund. Sie wollten, wie so oft, zusammen zu Abend essen, aber wie üblich tauchte der gute Max entweder erst gar nicht auf oder erst so spät, dass Caleb der Hunger inzwischen vergangen war. Das musste jetzt endgültig aufhören, beschloss er zuversichtlich und bediente sich ausnahmsweise der modernen Technik, um den unverschämten Langzeit-Liebhaber auf diese Weise möglichst elegant abzuservieren. Eine kurze eindeutige SMS und Max wäre Geschichte. Nicht die feine Art, aber er wusste sich nicht anders zu helfen, nachdem er sich mittlerweile mehr als nur verarscht fühlte. Er selbst sah verdammt gut aus, hatte genug Geld und einen verantwortungsvollen Job, da musste er sich nicht von einem fünf Jahre jüngeren Möchtegern so auf der Nase herumtanzen lassen.
Kaum hatte er die Nachricht abgeschickt, machte er sein Handy aus und schnappte sich die Wohnungsschlüssel, um sich in einer ausgesuchten Bar etwas Abwechslung und vielleicht auch mehr zu gönnen. Was dieser Schönling konnte, konnte er allemal. Viel zu lange schon hatte er sich von ihm über den Tisch ziehen lassen. Aber was konnte man von einem Studenten schon erwarten? Die wollten einfach alle nur Spaß haben. Er hingegen war schon einige Jahre im Geschäft und hatte sich die Hörner bereits oft genug abgestoßen. Ihn verlangte nach einer festen Beziehung, etwas Halt im Leben und einem Zuhause, auf das man sich nach einem langen Tag in der Klinik freuen konnte. Vor allem aber etwas Verlässlichkeit und Struktur in seinem sonst so hektischen und unberechenbaren Alltag als Mediziner.
Jetzt allerdings war er einfach nur scharf auf einen Flirt. Vielleicht wollte er sich auch selbst etwas beweisen, das wollte er nicht unbedingt ausschließen. Schließlich war er auch nur ein Mann und hatte etwas Bestätigung nötig nach der monatelangen negativen Erfahrung mit Max.
 Als er die Bar betrat, schlug ihm sofort der altbekannte Geruch in die Nase. Warum waren Männer unter sich eigentlich auf den ersten Blick zu erkennen und vor allem zu erschmecken? Wieder ein Klischee, das nicht treffender hätte sein können. Seine Nase führte ihn direkt an die Bar zu seinem ehemaligen Studienkollegen und inzwischen  Vollzeitbarkeeper Parker Jones.
»Hey, Cal! Was treibt dich denn so spät noch hierher?«, begrüßte der schöne Mann den alten Freund und grinste breit. Seine Hände trockneten ein Cocktailglas, während er Caleb freundlich zuzwinkerte.
»Was wohl, hm?«, gab der junge Mediziner etwas ertappt zurück.
»Ich dachte, du und Max…?«
»Falsch gedacht, Mann!«
»Er hat dich betrogen?«
»Sagen wir so: Er ist einfach nicht anwesend und wahrscheinlich fickt er sich dabei durch die halbe Stadt.«
»Ich hatte dich gewarnt. Max ist einfach noch nicht so weit. Gib ihm fünf Jahre, dann ist er so wie du ihn haben willst«, lächelte Parker amüsiert.
»Kein Bedarf, danke!« Caleb war ziemlich konsequent. Wenn er sich einmal zu etwas durchgerungen hatte, konnte man ihn auch nicht wieder davon abbringen. Max war und blieb Geschichte. »Gib mir einen Whiskey! Ohne Eis. Ich brauche jetzt etwas Vernünftiges zu trinken.«
»Sollst du haben, Cal!« Parker war schon dabei, ihm den Drink zuzubereiten, als sich plötzlich ein jüngerer Mann schwungvoll neben Caleb an die Bar setzte und ihn auffallend musterte.
»Lance Falcone und wer bist du?«, sprach er Caleb gleich darauf einfach an und grinste breit.
Er sah unglaublich gut aus, entschied Caleb im Bruchteil einer Sekunde. Das war genau, was er gerade nötig hatte. Schicksal? Vielleicht eine Art göttlicher Belohnung? Nein, das ganz sicher nicht.
»Caleb Bernstein. Nett dich kennenzulernen, Lance.« Er reichte ihm die Hand.
»Du bist mir sofort aufgefallen. Diese Sorgenfalte zwischen deinen Augen könnte ich ohne weiteres wegzaubern, wenn du mich lässt.«
Caleb und Parker staunten gleichermaßen über die direkte Anmache des jungen Mannes, aber irgendwie imponierte ihnen diese offene Zurschaustellung des eigenen Egos gewaltig und so stellte Parker seinem Freund den Whiskey vor die Nase und meinte süffisant: »Der wird dir sicher einheizen.«
»Danke, aber ich bin schon heiß genug«, antwortete Caleb selbstbewusst, ohne die Augen von seinem Nebenmann zu nehmen, wobei er kurz die Lippen schürzte. »Hast du heute Abend schon etwas vor?«, richtete er seine Frage an den auffälligen Hingucker.
Eigentlich wollte er ja keine jüngeren Männer mehr abschleppen, aber dieser sollte ja auch nur ein kurzes Vergnügen bedeuten und da war ihm sein jugendliches Alter herzlich egal.
»Jetzt schon!« Ein breites Grinsen begleitete Lance' Antwort.
»Hervorragend! Ich sehe, wir verstehen uns!« Caleb stand von seinem Hocker auf, kippte den Whiskey in einem Satz hinunter und winkte den Jüngeren hinter sich her.
»Worauf du einen lassen kannst!«, freute sich Lance über den leichten Aufriss mit grinsendem Gesicht.
Schweigend verließen sie die Bar und gingen nebeneinander auf dem breiten Bürgersteig in der kalten Winterluft Richtung East Village. Caleb hatte dort ein schickes Apartment, seit er zum jüngsten Oberarzt der Klinik befördert worden war. Es war klar, was hier laufen würde, nur die Positionen mussten noch abgesteckt werden. Während Caleb nicht unbedingt auf eine Rolle festgelegt war, schien der junge Hengst augenscheinlich nur den aktiven Part übernehmen zu wollen. Caleb war alles recht in diesem Moment, er wollte einfach nur vergessen, entspannen und begehrt werden. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder? Nach einem harten Arbeitstag ein wenig abschalten und einfach alles um sich herum vergessen – wenigstens für fünfzehn Sekunden, solange ein ordentlicher Orgasmus eben dauerte.
»Du scheinst 'ne Menge Kohle zu haben«, bemerkte Lance beim Eintreten in die Wohnung und pfiff leise durch die Zähne. »Was machst du beruflich?«
»Ich bin Arzt. Du?« Er sah nicht aus wie ein Akademiker, so viel stand fest.
»Barkeeper in der GYM Sports Bar. Schon mal dort gewesen? Nein, natürlich nicht, ich würde mich an dich erinnern.« Er grinste wissend.
»Ich war bis gestern in einer Beziehung und daher… Normalerweise gehe ich lieber in Restaurants oder Galerien, manchmal auch Konzerte. Sport treibe ich nur auf dem Golfplatz. Möchtest du etwas trinken?«
»Vielleicht ein Bier?«
»Kommt sofort. Mach's dir bequem! Ich verschwinde mal kurz in die Küche.«
Während Caleb sich hinter den Küchentresen begab, um das Bier aus dem Kühlschrank zu holen, setzte Lance sich lässig auf die weiße Ledercouch und legte seine Beine auf den Designer Glastisch. Seine abgewetzten schwarzen Laufschuhe passten definitiv nicht zur exklusiven Umgebung. Schnell ließ er seine Lederjacke über die Schultern gleiten und angelte nach der Fernbedienung für den DVD-Player.
»Wenn du lieber fernsehen willst…«, meinte Caleb enttäuscht, als er ihm das Bier in die Hand drückte.
»Ich dachte mehr an Erwachsenen-Filme – musst du doch auch haben, oder?« Frech zwinkerte er ihm zu und schürzte vielsagend die Lippen.
»Pornos?« Caleb konnte kaum glauben, dass der andere so direkt danach fragte. Bisher hatte er solche Filmchen nur benutzt, wenn kein Mann zur Hand war.
»Was denn sonst?« Lance schüttelte verwundert den Kopf. »Ich dachte, wenn ich schon mal in so feiner Umgebung bin, könnte man das Zeug ja mal Breitwand gucken, oder? Dein Flatscreen hat doch mindestens 108 Zoll! Wahnsinn!«
»Wo wir gerade von Größen sprechen – was hast du zu bieten?«
Lance kam augenblicklich auf den Boden der Tatsachen zurück und blickte ihn überrascht an. Nicht einmal er war so direkt zu seinen Aufrissen.
»Du fackelst nicht lange, was?«
»Heute nicht, nein.«
»Vielleicht packst du ihn einfach mal aus?«, säuselte der junge Draufgänger verführerisch und legte die Fernbedienung abrupt zur Seite, um sich dem hübschen Mann neben sich zuzuwenden. »Worauf stehst du denn so?«
»Alles, was du dir vorstellen kannst.« Caleb hatte die Finger bereits an seinem Reißverschluss und nestelte wild daran herum.
Ihm war nicht nach reden, er wollte einfach nur seine niederen Triebe befriedigen und nicht zuletzt sein Gegenüber anstelle von Max bestrafen, indem er ihn so hart fickte, dass ihm förmlich die Augäpfel aus den Höhlen traten. Eigentlich gar nicht seine Art, aber diese ohnmächtige Wut auf den einst so geliebten Partner ließ ihn für den Augenblick seine guten Manieren vergessen und sich in den Sumpf des unkonventionellen, und vor allem nicht bindenden Vergnügens, stürzen.
Lance indessen fand sich in seinem selbst ernannten Paradies wieder und nahm mit Freuden die Einladung zum hemmungslosen Ficken an. So eine Gelegenheit bekam man nicht oft und so beabsichtigte er, das auch weidlich auszunutzen. Caleb sich ihn schwindlig vögeln lassen, ihn fix und fertig in seinem eigenen Bett zurück lassen und anschließend befriedigt seiner Wege zu gehen. Nur für einen kurzen Augenblick fragte er sich, was er eigentlich im Begriff zu tun war, aber eine Sekunde später war der Moment des Innehaltens auch schon wieder vorbei. Solche Skrupel hatte er nur sehr selten und komischerweise konnte er sich am nächsten Tag meist nicht mehr daran erinnern, überhaupt auch nur einen Augenblick gezögert zu haben.
Keine zwei Minuten später lagen sie beide splitterfasernackt auf Calebs Bett, wälzten sich erotisch miteinander über die Laken und waren beide positiv erstaunt über die gute Ausstattung des anderen.
»Du bist unglaublich heiß, weißt du das eigentlich?«, fragte Lance den älteren Mann über ihm, als er sich gerade ziemlich rüde zwischen seine Beine drängte und dabei exzessiv auf seine inzwischen stattliche Erektion starrte.
»Hör auf zu quatschen und fass ihn endlich an, verdammt noch mal!«, verlangte Caleb rau, anstatt auf seine Frage auch nur irgendwie einzugehen. »Zieh das Kondom drüber! Aber schön langsam!«
Sofort legten sich Lance' Finger um Calebs bereits zur vollen Größe erigierten Penis und er fing an, ihn kundig zu massieren.
»Ja…  Das ist gut… Weiter so!« Mit geschlossenen Augen genoss der junge Arzt die wohldosierten Aufmerksamkeiten seines nächtlichen Liebhabers.
»Steck ihn rein, verdammt! Ich bin so geil, ich halte es nicht mehr aus!«, befahl Lance ihm schließlich, während er das Kondom kunstvoll auf ihm abrollte.
»Ah…!« Es fühlte sich so gut an, als er ihm den Gummi mit filigranen Fingern überstreifte. »Du willst, dass ich dich ficke? Sag es!«
Lance gefiel diese dreckige Unterhaltung; er war zwar ein Aufreißer, aber nicht im Mindesten dominant oder auf die aktive Rolle beschränkt. Ihm gefiel jede Spielerei auf ihre eigene Weise.
»Ja, fick mich! Besorg es mir, Baby!« Seine Finger bearbeiteten wild den prallen Hintern des anderen. »Zeig mir deinen Hammer! Steck ihn rein so tief es geht!«
»Mit Vergnügen, du geiler Sack…«, murmelte Caleb in höchster Erregung und nahm seinen Schwanz jetzt selbst in die Hand, um ihn in die richtige Position zwischen Lance' Pobacken zu bringen.
Heftig atmend spreizte der junge Mann seine Beine weit auseinander und beobachtete jede Regung im Gesicht des anderen, als er mit geöffneten Lippen ziemlich heftig in ihn eindrang. Beiden entfuhr ein lautes Stöhnen und Lance hielt sich prompt mit den Armen über seinem Kopf an den Stäben des schwarzen Eisengitterbettes fest. Fast sofort stieß Caleb rhythmisch in ihn, zog ihn wieder ganz heraus und steckte ihn erneut genussvoll in die warme Körperöffnung, die sich jedes Mal willig um ihn schloss und ihn geradezu mit ihrer Enge zu erwürgen drohte. Vielleicht war das ja nicht das erste Mal für Lance, aber trotzdem hätte es einiger Vorbereitung bedurft.
»Du bist so verdammt eng!«
»Tiefer! Füll mich ganz aus, Baby!«, schnaufte Lance abgehackt und warf erneut ekstatisch seinen Kopf zurück, als Caleb gerade den ach so wundervoll empfindlichen Punkt in seinem Inneren zu treffen gedachte.
»Wow…! Das ist es!«
»Ich! Bin! Gut! Verdammte! Scheiße!«, schrie Caleb bei jedem Stoß und entlud sich kurz darauf mit heftigen Zuckungen in dem hübschen jungen Mann. Für lange Romantik war in diesem Fall keine Zeit.
Lance spürte die Konvulsionen im Inneren seines Körpers und griff sich instinktiv an den eigenen Penis, um ihn in letzter Sekunde noch einmal zu pumpen, bevor er sich ebenfalls mit voller Wucht zwischen ihren Bäuchen ergoss. Sein ganzer Körper schien förmlich zu beben.
»Fuck! Das war…« Ihm fehlten die Worte.
»Nötig.«
Caleb sackte mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen über ihm zusammen, zog seinen bereits wieder erschlaffenden Penis noch schnell aus ihm heraus und driftete, ohne das Kondom zu entsorgen, augenblicklich in einen tiefen erlösenden Schlaf.
Nach etwa einer halben Stunde schälte Lance sich unter ihm hervor und verließ unbemerkt Calebs Wohnung. Nicht ohne ein verruchtes Lächeln auf den Lippen zu haben, obwohl er mit einem ziemlich trockenen Kommentar belohnt worden war. Manchmal, aber wirklich nur manchmal, bescherte einem das Leben tatsächlich die Kirsche auf der Sahnetorte.


*

Paperback: http://www.bod.de/buch/mari-celeste/mysterious-encounter/9783741297106.html ,
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ISBN 9-783741-297106

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Sonntag, 2. Oktober 2016

Leseprobe Mysterious Encounter #1

Heute gibt's Leseprobe #1 meines aktuellen Gay Romance Romans - 
Mysterious Encounter - Geheimnisvolle Begegnung 
Den Klappentext findet ihr im vorigen Post hier.  Hoffe, ihr findet Gefallen daran und freut euch auf mehr!  Leseproben #2 und #3 findet ihr weiter oben auf diesem Blog ;-)
Nun aber viel Spaß beim Lesen, freue mich über Rückmeldungen jeglicher Art. *zwinker*



~ № 1 ~

  

Heute war der schwärzeste Tag seines Lebens. Sein erster Roman The Lonesome Nightowl kam in die Buchläden und er konnte sich nicht einmal darüber freuen. Stattdessen saß er depressiv vor dem Computer und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Seit einigen unglücklichen Zwischenfällen wusste er plötzlich Dinge über sich, die ihn nahezu vor Schreck erstarren ließen. Seiner derzeitigen Freundin Reba konnte er inzwischen nicht mehr in die Augen sehen, ohne zutiefst zu erröten, darum entschloss er sich lieber zu einem Ende mit Schrecken, als zu einem Schrecken ohne Ende. Sie hatte etwas Besseres verdient. Stundenlang brütete er jetzt schon über einem Abschiedsbrief an sie und kam doch zu keinem passablen Ergebnis. Noch einmal bewegte er seine kalten Finger über die Tastatur und seufzte nachdenklich.
Kaum hatte er den ersten Satz getippt, löschte er ihn auch schon wieder. Nichts wollte ihm gefallen oder der Situation auch nur irgendwie gerecht werden. Am Ende schrieb er einfach nur zwei Sätze und beließ es dabei, sie nicht über seine eigentlichen Gründe aufzuklären. Sie würde es sowieso nicht verstehen. Er verstand es ja nicht einmal selbst.
Kurz entschlossen warf er den Brief noch um halb elf Uhr abends in den nächstbesten Briefkasten und atmete erleichtert auf. Im selben Moment wurde ihm klar, dass die Reise jetzt erst beginnen sollte und er wahrscheinlich nie wieder derselbe sein würde. Seine Hände zitterten und ihm war eiskalt. Sein Weg führte ihn, ohne lange darüber nachzudenken, durch den verschneiten Central Park auf die andere Seite der Stadt zu Roxy, seiner besten Freundin seit der Schulzeit. Sie und er, das war wie Ying und Yang. Sie konnten nicht ohne einander und waren doch kein Liebespaar.
Roxy Fairbanks war eine junge, wild gelockte Rothaarige. Eine aufstrebende Theater-Schauspielerin am Broadway, weitläufig verwandt mit dem berühmten Douglas Fairbanks. Seit der College-Zeit waren sie ein Herz und eine Seele, denn sie war vom ersten Augenblick an von seinen Geschichten im Literaturkurs verzaubert gewesen. Manchmal hatte er sie im Verdacht, heimlich in ihn verliebt zu sein, aber dann wieder belehrte sie ihn regelmäßig eines Besseren, indem sie sich einen neuen Freund angelte, der ein paar Monate bei ihr verweilen durfte. Noch war sie nicht bereit, sich festzulegen, wie sie ihm jedes Mal nach einer Trennung wieder weiszumachen versuchte, dabei war das nur ihre Art mit dem Trennungsschmerz umzugehen. Er war dann der geeignete Kummerkasten und hörte ihr aufmerksam zu. Nicht zuletzt, um für seine Geschichten wertvolle Einblicke in das Liebesleben der Frauen zu gewinnen, wenn er ganz ehrlich war. Die Heldin seines ersten Romans war tatsächlich nach ihrem Vorbild entstanden und er hatte sie sogar nach ihr benannt. Roxy Malone. Na ja, nicht ganz.
Jetzt brauchte er sie allerdings, um ausnahmsweise einmal ihm zuzuhören, um seinen Kummer irgendwo los und getröstet zu werden. Seine ach so geplagten 28 Jahre hatten sich plötzlich in Millionen kleine Einzelteile gespalten und er war so durcheinander, dass er kaum noch vernünftige Sätze bilden konnte – weder auf dem Papier, noch verbal. Mit allem hatte er gerechnet, er hatte schon eine ganze Menge mitgemacht in seinem Leben, aber das? Das war selbst ihm zu viel und er kapitulierte vor seinem eigenen Schicksal. Jemand anderer musste ihn jetzt aus diesem Sumpf ziehen, oder er würde jämmerlich daran zugrunde gehen.
Ziemlich verunsichert klingelte er an Roxys Tür, atmete merklich schneller vor Aufregung. Was würde sie sagen? Von ihm denken? Oder tun? Konnte man ihm überhaupt helfen? Das alles wieder in Ordnung bringen, damit er normal weiterleben konnte? So viele Fragen, so wenige Antworten. Er zitterte am ganzen Körper und schwitzte trotz der Eiseskälte draußen.
»Komm rein, es ist offen!«, hörte er sie schließlich im dritten Stock gut gelaunt durch die geschlossene Wohnungstür rufen, nachdem er sich unten vorher über die Sprechanlage schon angekündigt hatte.
Er stand kaum in ihrem Apartment, da fiel sie ihm auch schon um den Hals und drückte ihn freudig an sich.
»Hey, Großer! Was verschafft mir die Ehre zu so später Stunde?«
Ihre Zähne blitzten so weiß wie frisch gefallener Schnee und er konnte nicht umhin, sie wunderschön zu finden. In einem alten Pyjama und dicken Wollsocken mit hochgesteckten Haaren und dieser schwarzen Nerd-Brille sah sie einfach super süß aus, das musste man ihr neidlos zugestehen.
»Können wir reden? Ernsthaft?« Seine Stimme zitterte.
»Oh... Natürlich. Was ist passiert, Aaron?«
Verwirrt blickte sie ihn mit dieser unglaublich riesigen Brille an und führte ihn dann zielstrebig zu ihrer Couch im Wohnzimmer. Als er schließlich saß, zog er den dicken Wintermantel aus und legte seinen Schal ab. Noch immer waren weiße Flocken darauf zu erkennen.
»Ich koche uns Tee. Oder willst du lieber Kaffee?«, fragte sie durch die Küchentür, die eigentlich nur aus einem windigen Vorhang bestand. New York war teuer und wer wusste das besser als er?
»Tee wäre gut. Danke.«
Wie sollte er bloß anfangen? In seinem Gehirn herrschte so etwas wie gähnende Leere. Ihm fehlten einfach die Worte, um sein Problem irgendwie zu erklären, ohne sein Gegenüber postwendend vom Sofa kippen zu lassen.
Als sie mit der Teekanne und zwei Tassen zurückkam, fühlte er sich sofort irgendwie umsorgt und beschützt. Sie setzte sich neben ihn und sah ihn abwartend an, während der Tee noch ziehen musste. Jetzt musste er wohl oder übel etwas sagen. Konversation machen, wie man es von einem jungen Mann erwartete, wenn er zu Besuch bei seiner besten Freundin war.
»Versprich mir, dass du nicht…«, begann er unsicher, schluckte seinen Speichel nervös wieder hinunter.
»Du kannst mir alles sagen, das weißt du.«
»Ja, ich weiß.« Sein Blick verfing sich in ihrem. »Es ist… Zufällig habe ich heute Morgen etwas gefunden.« Wieder machte er eine bedeutsame Pause. Es war einfach zu ungeheuerlich. Noch immer sinnierte er über die Bedeutung seiner unerwarteten Entdeckung.
»Aha. Und was genau hast du gefunden?«
»Einen Schlüsselbund. In einem fremden Anzug.«
»Und? Ich meine, wo?«
»Also…« Es fiel ihm so verdammt schwer. »Es ist aus mit Reba. Ich habe Schluss gemacht.«
Ihre grünen Augen verfolgten ihn geradezu. Sie fragte sich sicher, was er eigentlich damit sagen wollte, denn eine Antwort auf ihre Frage war das nicht gewesen. Genau wusste er das allerdings selbst noch nicht, aber er hatte jetzt zumindest eine Theorie, nachdem er den Anzug gesehen und den Namen auf dem Schlüsselbund gelesen hatte…