Nur am Sonntag, den 6. März 2016 gibt's meinen Gay Romance Roman Einmal Hölle und zurück für 24 Stunden umsonst zu erwerben!
Haltet euch ran, die Zeit ist knapp ;-)
Hier noch eine kostenlose neue Leseprobe von Kapitel 1 für alle Unentschlossenen (den Prolog findet ihr unter http://mariceleste2015.blogspot.de/2016/01/leseprobe-einmal-holle-und-zuruck.html ):
~ № 1
~
Sommer 1998
Eigentlich
bin ich, Dane Craven, siebzehn Jahre alt, ein ganz normaler Junge. Ein wenig schüchtern,
aber dennoch sehr beliebt. Meine Eltern und mein älterer Bruder wohnen zusammen
mit mir in Little Rock, der Hauptstadt von Arkansas mit nicht einmal 200.000
Einwohnern. Hier sind die Menschen noch ein wenig rückständig und schwerfällig.
Alles muss seinen geregelten Gang gehen.
Ich
für meinen Teil möchte ausbrechen, die wahre Großstadtluft schnuppern und
berühmt werden. Mein großer Traum ist es noch immer, mit einer Band um die Welt
zu jetten und große Gigs zu spielen. In meiner Schulband Hot Blooded singe ich
leidenschaftlich als Frontmann. Eigentlich gehe ich nur auf der Bühne aus mir
heraus. Mein Bruder zieht mich schon immer damit auf, dass ich zwei Gesichter
hätte. Aber er ist ja auch sechzehn Jahre älter als ich und noch immer nicht
verheiratet.
Bisher
sind wir nur auf kleineren Veranstaltungen und in der High-School aufgetreten.
Meine Kumpels haben übrigens jeder eine andere Macke. Einer stylt sich wie ein
Rocker, einer fast wie Michael Jackson, ein andrer wie ein Punker und ich, ja
wie sehe ich eigentlich aus? Ein bisschen freaky würde ich sagen. Meine Haare
sind teilweise schulterlang, ausgefranst, naturschwarz und ich liebe flippige
Klamotten in allen Farben, Hauptsache es passt zusammen. Wenn ich Lust dazu
habe, trage ich ein wenig Kajal und Mascara auf, das macht meine Augen so
ausdrucksvoll und ich liebe das wirklich. Zumindest passe ich in keine gängige
Schublade, obwohl meine Eltern mich immer als Emo bezeichnen, wenn sie mich
ärgern wollen. Weil ich manchmal so sentimental sein kann. Ehrlich gesagt, ich
habe die Erfahrung gemacht, dass die Mädels mich gerade deshalb so anhimmeln,
also muss ich ja wohl irgendetwas richtig machen, oder?
Ich
könnte jeden Tag eine andere abschleppen, wenn ich wollte. Sie liegen mir
buchstäblich zu Füßen. Aber keine scheint mir gut genug. Ich verliebe mich
einfach nicht. Auch wenn ich es noch so sehr möchte. Es war bisher keine dabei,
die mich näher interessiert hätte. Neal, der Rocker unter uns, zieht mich schon
andauernd damit auf. Aber ich lasse mich nicht beirren, glaube an die Liebe auf
den ersten Blick und warte weiter auf den erhofften Blitzeinschlag. Meine
bisherigen Dates waren alle Reinfälle. Jede wollte schon am ersten Abend
geküsst werden und eine hat mich damit sogar direkt vor der Haustür überfallen.
Seitdem lasse ich die Finger davon und warte lieber auf ein Mädchen, bei der
ich mir das auch wirklich vorstellen kann.
Heute
Abend haben wir noch einen Gig auf einem Schulfest und darum verabschiede ich
mich von meinen Kumpels nach der Schule schnell mit einem lapidaren »Bis
nachher, Leute!«
»Pünktlich!«,
verlangt Neal, unser Gitarrist.
»Mach
dich schick!«, witzelt Vincent, der Drummer.
»Ich
komme in schwarz-gold wie Jacko, also sieh zu, dass ich zu dir passe!«, meint
Joel und fährt sich gekonnt durch die dunklen Haare.
Als
ob der jemals anders aussehen würde als Jacko. Sein Bass passt irgendwie
überhaupt nicht zu seiner schrillen Aufmachung. Mein Mittelfinger zeigt ihnen
unmissverständlich, was ich von ihren Ratschlägen halte und schon bin ich im
Bus verschwunden.
Leicht
habe ich es als Sänger nicht gerade. Alles sieht immer auf mich und ich muss
meine Kleidung wirklich mit Bedacht auswählen. Kann nicht zweimal
hintereinander dasselbe tragen, weil hier in der Stadt fast jeder jeden kennt.
Man sieht sich also immer wieder den gleichen Leuten gegenüber. Die ganze Fahrt
über denke ich darüber nach, was ich später bloß anziehen soll und verpasse so
fast meine Haltestelle. In der letzten Sekunde springe ich aus dem Bus und
laufe die zweihundert Meter nach Hause. Mein Magen knurrt, ich habe nicht
besonders viel Zeit bis zu unserem Auftritt nachher.
Als
ich, atemlos vom Laufen, in die Küche komme, herrscht Weltuntergangsstimmung.
So kenne ich meine Familie eigentlich nicht. Sie sind immer gut drauf, haben
eine Menge Humor und meine Eltern lieben sich – oh Wunder – noch immer. Simon
sitzt am Tisch, er ist kreidebleich. Meine Mum weint und Dad steht fassungslos
am Küchenfenster und raucht. Das hat er schon Jahre nicht mehr gemacht.
»Jemand
gestorben?«, frage ich leise und total verunsichert. Etwas anderes kann ich mir
einfach nicht vorstellen. Meine Oma vielleicht?
»Nein,
Dane, nicht direkt«, antwortet meine Mum und wischt sich dabei über die Augen.
»Also
indirekt?« Ich verstehe überhaupt nichts mehr. »Ins Koma gefallen?«
»Setz
dich. Simon wird es dir erklären.«
Mein
Bruder? Hat der auch mal ein Problem? Sonst ist er doch meist die Perfektion in
Person. So wie er gerade aussieht, hat er entweder ein Gespenst gesehen oder
eine tödliche Krankheit.
Ich
setze mich also an den Tisch auf meinen üblichen Platz und warte auf Simons
Erklärung. Er schweigt, fährt sich mit den Fingern zitternd durchs Haar. Jetzt
ist er schon 33 und kommt mir gerade vor wie ein kleiner Junge. Das gefällt mir
gar nicht, ist ein denkbar schlechtes Zeichen.
»Dane,
ich hab Mist gebaut. Vor siebzehn Jahren.«
»Oh
Gott! Und jetzt haben sie mit einer DNS-Probe deine Schuld bewiesen?« Ich sehe
ihn schon als verurteilten Mörder in der Todeszelle. Meine Fantasie geht ab und
zu mit mir durch, habe ich das schon erwähnt?
»Dane!«
Meine Mum ist sauer, ich bin ohne Zweifel ins Fettnäpfchen getreten...
»In
deinem Alter hatte ich meine erste Freundin«, beginnt er zu erzählen. »Ihr Name
war Helen, ich habe sie sehr geliebt. Nach einem halben Jahr ist sie mit ihren
Eltern weggezogen nach Kalifornien. Ich habe gelitten wie ein Hund. Und nie
wieder etwas von ihr gehört.«
»Und
jetzt ist sie gestorben?«, hauche ich vorsichtig über den Tisch. Wie überaus
gruselig.
»Ja,
ein Autounfall.«
Simon
wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er ist wohl nie über sie
hinweggekommen, wie romantisch. Da kommt jetzt doch wieder der Emo in mir zum
Vorschein.
»Das
tut mir leid.« Was soll ich auch sonst dazu sagen? Ich kannte sie ja nicht
einmal, war damals noch nicht mal ein Jahr alt oder sogar noch gar nicht
geboren.
»Sie
hat einen Sohn, Ryan, sechzehn Jahre alt.« Wieder schweigt er eine Weile und
ich frage mich was jetzt noch kommen könnte. »Er ist von mir. Mein Sohn.«
Da
bin ich doch platt. Ich habe einen Neffen, der fast so alt ist wie ich. Wow...
Simon muss ganz schön nah an dieser Helen dran gewesen sein, schießt es mir
spontan durch den Kopf.
»Und
er hat den Unfall überlebt?«, frage ich naiv wie ein Kindergartenkind. Manchmal
ist mein Mund eben schneller als das Gehirn.
»Ja.
Er war nicht mit im Auto und kommt jetzt zu mir, ich habe das Sorgerecht.«
»Zu
dir... Also hierher? Zu uns?« Langsam verstehe ich, warum sie alle so betreten
dreinschauen.
»Ja,
hierher. Ich wusste nichts von ihm. Sie hat ihn mir verschwiegen, die ganzen
Jahre über.« Simon schluckt schon wieder, es scheint ihn richtig mitzunehmen,
dass er plötzlich Vater sein soll.
»Wo
wird er schlafen?« Unser Haus ist nicht gerade riesig, ich ahne Schreckliches.
»Würdest
du... Ich meine, könnte er vielleicht...?« Mein Bruder sieht mich so bettelnd
an, dass ich ihm das unmöglich abschlagen kann.
»Bei
mir? Muss das sein?«
»Dane,
wir überlegen uns noch eine Lösung, aber vorerst...«, mischt sich meine Mum plötzlich
ein.
»Vielleicht
wäre es an der Zeit, endlich mal auszuziehen, mit 33, meinst du nicht?«, murmle
ich zu Simon, der mich prompt enttäuscht ansieht. Ja, ja, ich weiß, er ist
arbeitslos, sein Arbeitgeber hat Konkurs gemacht und jetzt sucht er schon seit
einem Jahr eine neue Stelle als Bauleiter. Aber hey! Ich habe doch Recht!
»Er
kommt schon übermorgen. Bitte sei nett zu ihm, seine Mutter ist gerade
gestorben und er hat mich noch nie im Leben gesehen«, übergeht Simon meinen
Einwand einfach.
»Bin
ich das nicht immer? Solange er mich nicht wegen meines Stylings anmacht, ist
er herzlich willkommen – für den Anfang.« Irgendwie werde ich das schon
schaffen, denke ich zuversichtlich und stelle mir vor, was ich tun würde, wenn
ich plötzlich ganz alleine auf der Welt wäre. Es muss ihm wirklich, wie heißt
er noch mal – Ryan, bestimmt richtig dreckig gehen. Er tut mir aufrichtig leid.
Simon
bedankt sich bei mir und ich bekomme von meiner Mum endlich das Essen
hingestellt. Mein Dad schweigt dazu. Raucht nur wie ein Schlot und starrt
unentwegt aus dem Fenster. Als ich mich dann endlich nach oben in mein Zimmer
verziehe, überlege ich, welchen Platz ich ihm freimachen soll, er hat ja sicher
auch Kleidung. Beim Umräumen entscheide ich mich gleich für ein passendes Outfit
für den gleich folgenden Gig und bin schon fast wieder durch die Tür, als Simon
bei mir klopft.
»Kann
ich mit dir reden?«, fragt er mit traurigen Augen.
»Klar,
aber ich muss gleich los, ein Gig im Schulsaal.«
»Klar.
Wie soll ich anfangen... Ich habe keine Erfahrung als Vater, das weißt du ja.
Mit dir vielleicht ein bisschen, ja, aber das ist verschwindend gering. Damals
hab ich mich um dich nie gekümmert, du warst mir eher lästig, weil du andauernd
geplärrt hast. Und jetzt bist du fast erwachsen, genau wie Ryan.«
»Erzählt
Mum andauernd, ich weiß.«
»Was
ich sagen wollte... Würdest du dich ein bisschen um ihn kümmern? In der Schule
und so? Ist doch alles neu hier für ihn.«
»Natürlich,
wenn er nett zu mir ist, bin ich nett zu ihm. War‘s das?« Ich habe es echt
eilig, normalerweise würge ich meinen Bruder nicht so ab. Außerdem ist dieses
Thema mir einfach irgendwie unangenehm.
»Ja,
das war‘s. Nur eins noch. Benutz um Gottes Willen einen Gummi, wenn du einem
Groupie doch mal nachgeben solltest!«, meint er lachend und wuschelt mir
vertraut durch die Haare.
Das
musste ja jetzt kommen! Hat mich schon gewundert, dass Mum oder Dad nicht
wieder davon angefangen haben.
»Als
ob ich so dämlich wäre!«, entrüste ich mich und erkenne sofort meinen Fauxpas.
Simon scheint sichtlich verletzt.
»Ich
war nicht dämlich, falls du das von mir denken solltest. Es muss ein Unfall
gewesen sein. Wir waren immer vorsichtig. Umso schlimmer, dass es trotzdem
passieren konnte.«
»Wirst
du einen Vaterschaftstest machen?«
»Ich
glaube ihr. Wir waren sehr verliebt damals. Hab bisher jede Frau mit ihr
verglichen. Und alle kamen schlechter weg...«, murmelt er traurig.
»Du
hättest doch nach ihr suchen können?«
»Ich
dachte, sie wollte mich vergessen. Nie kam ein Brief, meine hat sie auch nie
beantwortet.«
»Also
dumm gelaufen. Wie hat man dich jetzt gefunden?«
»Der
Vormund des Jungen hat in ihrem Testament meinen Namen als Vater entdeckt.«
»Verstehe.
Wird schon werden, Kopf hoch!«, lächle ich ermutigend. So hoppla di hopp Vater
zu werden muss ganz schön beängstigend sein.
»Danke,
Dane. Ich bin dir was schuldig.«
»Schon
gut, ich hau jetzt ab, sonst ziehen mir die Jungs noch das Fell über die
Ohren!«
Und
weg bin ich.
*
Draußen
ist eindeutig bessere Luft. Ich atme erst einmal tief durch. Ryan also.
Hoffentlich ist das nicht so ein Spießer. Ich sollte mich überraschen lassen.
Mit einem unguten Gefühl im Bauch fahre ich zurück in die Schule und komme
gerade rechtzeitig zum Aufbau. Mein Mikro habe ich gleich angeschlossen und
helfe dann den anderen bei ihren Instrumenten. Es läuft wie geschmiert. So ein
Schulfest ist immer eine gute Gelegenheit, sich Fans zu verschaffen. Schon
vorher stehen die Girls um uns herum und hoffen auf ein Autogramm oder einen
tiefergehenden Blick. Ich blocke das alles ab, weil ich diese Art der Anmache
einfach nicht mag. Meist halten mich die Leute für ‚Jackos‘ Bruder, aber Joel
streitet das immer sofort ab, weil ich ihm zu peinlich bin. Dabei lebt die Band
nur von meinem Charisma, das hat er nur noch nicht begriffen.
Unsere
Songs sind noch nicht perfekt, aber auf dem Weg dahin. Ich texte sie selbst und
Neal schreibt nach meiner Idee mit den anderen dann die Musik dazu. Darauf bin
ich echt stolz. Ich bin ein kleiner Poet, das war ich schon immer.
Anscheinend
habe ich heute wieder einmal ein Mädchen mit meinen Texten verzaubert, denn sie
lässt mich nach unserem Auftritt nicht mehr aus den Augen. Sie ist wirklich
süß, aber trotzdem nicht mein Typ.
»Würdest
du vielleicht mal mit mir ausgehen?«, fragt sie mich tatsächlich, als wir
unsere Instrumente wieder abbauen und die Veranstaltung schon längst zu Ende
ist.
»Ich
weiß nicht. Hab wenig Zeit momentan.«
»Ein
Abend wird doch drin sein?«, bettelt sie förmlich, meine Kumpels grinsen sich
schon eins.
»Gib
mir deine Nummer, dann rufe ich dich an. Ich bekomme übermorgen wichtigen
Besuch.«
Sie
schreibt mir die Telefonnummer prompt auf meinen Unterarm und strahlt mich an.
Ich könnte mich ohrfeigen.
»Na
endlich!«, bemerkt Neal mit einem fetten Schlag auf meine Schulter und ich
bereue es bereits, mich darauf eingelassen zu haben.
Insgeheim
träume ich von einem Mädchen, das ich sehe, die mich verzaubert und sich nicht
sofort erobern lässt. Ich bin ein Jäger, kein Sammler.
»Mein
Name ist Linda. Linda Shepherd«, setzt das Mädchen noch grinsend hinzu.
»Dane
Craven», reiche ich ihr die Hand und wende mich dann wieder meinem Kabel am
Mikro zu, »aber das weißt du ja vermutlich schon.«
Sie
verschwindet so schnell wie sie aufgetaucht ist. Vince diskutiert bereits mit
Neal heftig über ihr Aussehen und ihre vermutlichen Qualitäten im Bett.
»Die
wird dich hoffentlich entjungfern, Dane! Lass dir die bloß nicht wieder durch
die Lappen gehen!«, grölt Vince derb wie immer.
Darüber
kann ich nur den Kopf schütteln. So ein Idiot.
»Kümmere
dich um deine eigenen Angelegenheiten und lass mich in Ruhe, klar?!«, knurre
ich beleidigt.
»Vince,
ich sag dir, der ist doch schwul!«, lacht Joel mich eiskalt aus.
Das
höre ich nicht zum ersten Mal und wundere mich auch nicht mehr darüber. Immer
reißen sie dieselben Witze.
»Kannst
du auch mal eine andere Platte auflegen?«, beschwere ich mich angesäuert bei
meinem angeblichen Freund.
»Sorry...«
Mehr sagt er nicht dazu.
Auch
gut, Hauptsache er gibt Ruhe. Ich packe beleidigt zusammen und seile mich dann
ab. Meine Freunde gehen mir heute ziemlich auf den Zeiger. Und diese Linda wird
meine Laune sicher auch nicht aufbessern. Wenn Ryan endlich da ist, werde ich
ihr einfach absagen, dann habe ich wenigstens einen Grund. Wenn der wüsste,
dass er schon total verplant ist...