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Samstag, 5. März 2016

GRATIS Aktion zu Einmal Hölle und zurück - Leseprobe #2

Neue GRATIS-Aktion für EINEN Tag!
Nur am Sonntag, den 6. März 2016 gibt's meinen Gay Romance Roman Einmal Hölle und zurück für 24 Stunden umsonst zu erwerben!
Haltet euch ran, die Zeit ist knapp ;-)

Hier noch eine kostenlose neue Leseprobe von Kapitel 1 für alle Unentschlossenen (den Prolog findet ihr unter http://mariceleste2015.blogspot.de/2016/01/leseprobe-einmal-holle-und-zuruck.html ): 


~ № 1 ~
Sommer 1998


Eigentlich bin ich, Dane Craven, siebzehn Jahre alt, ein ganz normaler Junge. Ein wenig schüchtern, aber dennoch sehr beliebt. Meine Eltern und mein älterer Bruder wohnen zusammen mit mir in Little Rock, der Hauptstadt von Arkansas mit nicht einmal 200.000 Einwohnern. Hier sind die Menschen noch ein wenig rückständig und schwerfällig. Alles muss seinen geregelten Gang gehen.
Ich für meinen Teil möchte ausbrechen, die wahre Großstadtluft schnuppern und berühmt werden. Mein großer Traum ist es noch immer, mit einer Band um die Welt zu jetten und große Gigs zu spielen. In meiner Schulband Hot Blooded singe ich leidenschaftlich als Frontmann. Eigentlich gehe ich nur auf der Bühne aus mir heraus. Mein Bruder zieht mich schon immer damit auf, dass ich zwei Gesichter hätte. Aber er ist ja auch sechzehn Jahre älter als ich und noch immer nicht verheiratet.
Bisher sind wir nur auf kleineren Veranstaltungen und in der High-School aufgetreten. Meine Kumpels haben übrigens jeder eine andere Macke. Einer stylt sich wie ein Rocker, einer fast wie Michael Jackson, ein andrer wie ein Punker und ich, ja wie sehe ich eigentlich aus? Ein bisschen freaky würde ich sagen. Meine Haare sind teilweise schulterlang, ausgefranst, naturschwarz und ich liebe flippige Klamotten in allen Farben, Hauptsache es passt zusammen. Wenn ich Lust dazu habe, trage ich ein wenig Kajal und Mascara auf, das macht meine Augen so ausdrucksvoll und ich liebe das wirklich. Zumindest passe ich in keine gängige Schublade, obwohl meine Eltern mich immer als Emo bezeichnen, wenn sie mich ärgern wollen. Weil ich manchmal so sentimental sein kann. Ehrlich gesagt, ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mädels mich gerade deshalb so anhimmeln, also muss ich ja wohl irgendetwas richtig machen, oder?
Ich könnte jeden Tag eine andere abschleppen, wenn ich wollte. Sie liegen mir buchstäblich zu Füßen. Aber keine scheint mir gut genug. Ich verliebe mich einfach nicht. Auch wenn ich es noch so sehr möchte. Es war bisher keine dabei, die mich näher interessiert hätte. Neal, der Rocker unter uns, zieht mich schon andauernd damit auf. Aber ich lasse mich nicht beirren, glaube an die Liebe auf den ersten Blick und warte weiter auf den erhofften Blitzeinschlag. Meine bisherigen Dates waren alle Reinfälle. Jede wollte schon am ersten Abend geküsst werden und eine hat mich damit sogar direkt vor der Haustür überfallen. Seitdem lasse ich die Finger davon und warte lieber auf ein Mädchen, bei der ich mir das auch wirklich vorstellen kann.
Heute Abend haben wir noch einen Gig auf einem Schulfest und darum verabschiede ich mich von meinen Kumpels nach der Schule schnell mit einem lapidaren »Bis nachher, Leute!«
»Pünktlich!«, verlangt Neal, unser Gitarrist.
»Mach dich schick!«, witzelt Vincent, der Drummer.
»Ich komme in schwarz-gold wie Jacko, also sieh zu, dass ich zu dir passe!«, meint Joel und fährt sich gekonnt durch die dunklen Haare.
Als ob der jemals anders aussehen würde als Jacko. Sein Bass passt irgendwie überhaupt nicht zu seiner schrillen Aufmachung. Mein Mittelfinger zeigt ihnen unmissverständlich, was ich von ihren Ratschlägen halte und schon bin ich im Bus verschwunden.
Leicht habe ich es als Sänger nicht gerade. Alles sieht immer auf mich und ich muss meine Kleidung wirklich mit Bedacht auswählen. Kann nicht zweimal hintereinander dasselbe tragen, weil hier in der Stadt fast jeder jeden kennt. Man sieht sich also immer wieder den gleichen Leuten gegenüber. Die ganze Fahrt über denke ich darüber nach, was ich später bloß anziehen soll und verpasse so fast meine Haltestelle. In der letzten Sekunde springe ich aus dem Bus und laufe die zweihundert Meter nach Hause. Mein Magen knurrt, ich habe nicht besonders viel Zeit bis zu unserem Auftritt nachher.
Als ich, atemlos vom Laufen, in die Küche komme, herrscht Weltuntergangsstimmung. So kenne ich meine Familie eigentlich nicht. Sie sind immer gut drauf, haben eine Menge Humor und meine Eltern lieben sich – oh Wunder – noch immer. Simon sitzt am Tisch, er ist kreidebleich. Meine Mum weint und Dad steht fassungslos am Küchenfenster und raucht. Das hat er schon Jahre nicht mehr gemacht.
»Jemand gestorben?«, frage ich leise und total verunsichert. Etwas anderes kann ich mir einfach nicht vorstellen. Meine Oma vielleicht?
»Nein, Dane, nicht direkt«, antwortet meine Mum und wischt sich dabei über die Augen.
»Also indirekt?« Ich verstehe überhaupt nichts mehr. »Ins Koma gefallen?«
»Setz dich. Simon wird es dir erklären.«
Mein Bruder? Hat der auch mal ein Problem? Sonst ist er doch meist die Perfektion in Person. So wie er gerade aussieht, hat er entweder ein Gespenst gesehen oder eine tödliche Krankheit.
Ich setze mich also an den Tisch auf meinen üblichen Platz und warte auf Simons Erklärung. Er schweigt, fährt sich mit den Fingern zitternd durchs Haar. Jetzt ist er schon 33 und kommt mir gerade vor wie ein kleiner Junge. Das gefällt mir gar nicht, ist ein denkbar schlechtes Zeichen.
»Dane, ich hab Mist gebaut. Vor siebzehn Jahren.«
»Oh Gott! Und jetzt haben sie mit einer DNS-Probe deine Schuld bewiesen?« Ich sehe ihn schon als verurteilten Mörder in der Todeszelle. Meine Fantasie geht ab und zu mit mir durch, habe ich das schon erwähnt?
»Dane!« Meine Mum ist sauer, ich bin ohne Zweifel ins Fettnäpfchen getreten...
»In deinem Alter hatte ich meine erste Freundin«, beginnt er zu erzählen. »Ihr Name war Helen, ich habe sie sehr geliebt. Nach einem halben Jahr ist sie mit ihren Eltern weggezogen nach Kalifornien. Ich habe gelitten wie ein Hund. Und nie wieder etwas von ihr gehört.«
»Und jetzt ist sie gestorben?«, hauche ich vorsichtig über den Tisch. Wie überaus gruselig.
»Ja, ein Autounfall.«
Simon wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Er ist wohl nie über sie hinweggekommen, wie romantisch. Da kommt jetzt doch wieder der Emo in mir zum Vorschein.
»Das tut mir leid.« Was soll ich auch sonst dazu sagen? Ich kannte sie ja nicht einmal, war damals noch nicht mal ein Jahr alt oder sogar noch gar nicht geboren.
»Sie hat einen Sohn, Ryan, sechzehn Jahre alt.« Wieder schweigt er eine Weile und ich frage mich was jetzt noch kommen könnte. »Er ist von mir. Mein Sohn.«
Da bin ich doch platt. Ich habe einen Neffen, der fast so alt ist wie ich. Wow... Simon muss ganz schön nah an dieser Helen dran gewesen sein, schießt es mir spontan durch den Kopf.
»Und er hat den Unfall überlebt?«, frage ich naiv wie ein Kindergartenkind. Manchmal ist mein Mund eben schneller als das Gehirn.
»Ja. Er war nicht mit im Auto und kommt jetzt zu mir, ich habe das Sorgerecht.«
»Zu dir... Also hierher? Zu uns?« Langsam verstehe ich, warum sie alle so betreten dreinschauen.
»Ja, hierher. Ich wusste nichts von ihm. Sie hat ihn mir verschwiegen, die ganzen Jahre über.« Simon schluckt schon wieder, es scheint ihn richtig mitzunehmen, dass er plötzlich Vater sein soll.
»Wo wird er schlafen?« Unser Haus ist nicht gerade riesig, ich ahne Schreckliches.
»Würdest du... Ich meine, könnte er vielleicht...?« Mein Bruder sieht mich so bettelnd an, dass ich ihm das unmöglich abschlagen kann.
»Bei mir? Muss das sein?«
»Dane, wir überlegen uns noch eine Lösung, aber vorerst...«, mischt sich meine Mum plötzlich ein.
»Vielleicht wäre es an der Zeit, endlich mal auszuziehen, mit 33, meinst du nicht?«, murmle ich zu Simon, der mich prompt enttäuscht ansieht. Ja, ja, ich weiß, er ist arbeitslos, sein Arbeitgeber hat Konkurs gemacht und jetzt sucht er schon seit einem Jahr eine neue Stelle als Bauleiter. Aber hey! Ich habe doch Recht!
»Er kommt schon übermorgen. Bitte sei nett zu ihm, seine Mutter ist gerade gestorben und er hat mich noch nie im Leben gesehen«, übergeht Simon meinen Einwand einfach.
»Bin ich das nicht immer? Solange er mich nicht wegen meines Stylings anmacht, ist er herzlich willkommen – für den Anfang.« Irgendwie werde ich das schon schaffen, denke ich zuversichtlich und stelle mir vor, was ich tun würde, wenn ich plötzlich ganz alleine auf der Welt wäre. Es muss ihm wirklich, wie heißt er noch mal – Ryan, bestimmt richtig dreckig gehen. Er tut mir aufrichtig leid.
Simon bedankt sich bei mir und ich bekomme von meiner Mum endlich das Essen hingestellt. Mein Dad schweigt dazu. Raucht nur wie ein Schlot und starrt unentwegt aus dem Fenster. Als ich mich dann endlich nach oben in mein Zimmer verziehe, überlege ich, welchen Platz ich ihm freimachen soll, er hat ja sicher auch Kleidung. Beim Umräumen entscheide ich mich gleich für ein passendes Outfit für den gleich folgenden Gig und bin schon fast wieder durch die Tür, als Simon bei mir klopft.
»Kann ich mit dir reden?«, fragt er mit traurigen Augen.
»Klar, aber ich muss gleich los, ein Gig im Schulsaal.«
»Klar. Wie soll ich anfangen... Ich habe keine Erfahrung als Vater, das weißt du ja. Mit dir vielleicht ein bisschen, ja, aber das ist verschwindend gering. Damals hab ich mich um dich nie gekümmert, du warst mir eher lästig, weil du andauernd geplärrt hast. Und jetzt bist du fast erwachsen, genau wie Ryan.«
»Erzählt Mum andauernd, ich weiß.«
»Was ich sagen wollte... Würdest du dich ein bisschen um ihn kümmern? In der Schule und so? Ist doch alles neu hier für ihn.«
»Natürlich, wenn er nett zu mir ist, bin ich nett zu ihm. War‘s das?« Ich habe es echt eilig, normalerweise würge ich meinen Bruder nicht so ab. Außerdem ist dieses Thema mir einfach irgendwie unangenehm.
»Ja, das war‘s. Nur eins noch. Benutz um Gottes Willen einen Gummi, wenn du einem Groupie doch mal nachgeben solltest!«, meint er lachend und wuschelt mir vertraut durch die Haare.
Das musste ja jetzt kommen! Hat mich schon gewundert, dass Mum oder Dad nicht wieder davon angefangen haben.
»Als ob ich so dämlich wäre!«, entrüste ich mich und erkenne sofort meinen Fauxpas. Simon scheint sichtlich verletzt.
»Ich war nicht dämlich, falls du das von mir denken solltest. Es muss ein Unfall gewesen sein. Wir waren immer vorsichtig. Umso schlimmer, dass es trotzdem passieren konnte.«
»Wirst du einen Vaterschaftstest machen?«
»Ich glaube ihr. Wir waren sehr verliebt damals. Hab bisher jede Frau mit ihr verglichen. Und alle kamen schlechter weg...«, murmelt er traurig.
»Du hättest doch nach ihr suchen können?«
»Ich dachte, sie wollte mich vergessen. Nie kam ein Brief, meine hat sie auch nie beantwortet.«
»Also dumm gelaufen. Wie hat man dich jetzt gefunden?«
»Der Vormund des Jungen hat in ihrem Testament meinen Namen als Vater entdeckt.«
»Verstehe. Wird schon werden, Kopf hoch!«, lächle ich ermutigend. So hoppla di hopp Vater zu werden muss ganz schön beängstigend sein.
»Danke, Dane. Ich bin dir was schuldig.«
»Schon gut, ich hau jetzt ab, sonst ziehen mir die Jungs noch das Fell über die Ohren!«
Und weg bin ich.

*

Draußen ist eindeutig bessere Luft. Ich atme erst einmal tief durch. Ryan also. Hoffentlich ist das nicht so ein Spießer. Ich sollte mich überraschen lassen. Mit einem unguten Gefühl im Bauch fahre ich zurück in die Schule und komme gerade rechtzeitig zum Aufbau. Mein Mikro habe ich gleich angeschlossen und helfe dann den anderen bei ihren Instrumenten. Es läuft wie geschmiert. So ein Schulfest ist immer eine gute Gelegenheit, sich Fans zu verschaffen. Schon vorher stehen die Girls um uns herum und hoffen auf ein Autogramm oder einen tiefergehenden Blick. Ich blocke das alles ab, weil ich diese Art der Anmache einfach nicht mag. Meist halten mich die Leute für ‚Jackos‘ Bruder, aber Joel streitet das immer sofort ab, weil ich ihm zu peinlich bin. Dabei lebt die Band nur von meinem Charisma, das hat er nur noch nicht begriffen.
Unsere Songs sind noch nicht perfekt, aber auf dem Weg dahin. Ich texte sie selbst und Neal schreibt nach meiner Idee mit den anderen dann die Musik dazu. Darauf bin ich echt stolz. Ich bin ein kleiner Poet, das war ich schon immer.
Anscheinend habe ich heute wieder einmal ein Mädchen mit meinen Texten verzaubert, denn sie lässt mich nach unserem Auftritt nicht mehr aus den Augen. Sie ist wirklich süß, aber trotzdem nicht mein Typ.
»Würdest du vielleicht mal mit mir ausgehen?«, fragt sie mich tatsächlich, als wir unsere Instrumente wieder abbauen und die Veranstaltung schon längst zu Ende ist.
»Ich weiß nicht. Hab wenig Zeit momentan.«
»Ein Abend wird doch drin sein?«, bettelt sie förmlich, meine Kumpels grinsen sich schon eins.
»Gib mir deine Nummer, dann rufe ich dich an. Ich bekomme übermorgen wichtigen Besuch.«
Sie schreibt mir die Telefonnummer prompt auf meinen Unterarm und strahlt mich an. Ich könnte mich ohrfeigen.
»Na endlich!«, bemerkt Neal mit einem fetten Schlag auf meine Schulter und ich bereue es bereits, mich darauf eingelassen zu haben.
Insgeheim träume ich von einem Mädchen, das ich sehe, die mich verzaubert und sich nicht sofort erobern lässt. Ich bin ein Jäger, kein Sammler.
»Mein Name ist Linda. Linda Shepherd«, setzt das Mädchen noch grinsend hinzu.
»Dane Craven», reiche ich ihr die Hand und wende mich dann wieder meinem Kabel am Mikro zu, »aber das weißt du ja vermutlich schon.«
Sie verschwindet so schnell wie sie aufgetaucht ist. Vince diskutiert bereits mit Neal heftig über ihr Aussehen und ihre vermutlichen Qualitäten im Bett.
»Die wird dich hoffentlich entjungfern, Dane! Lass dir die bloß nicht wieder durch die Lappen gehen!«, grölt Vince derb wie immer.
Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. So ein Idiot.
»Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und lass mich in Ruhe, klar?!«, knurre ich beleidigt.
»Vince, ich sag dir, der ist doch schwul!«, lacht Joel mich eiskalt aus.
Das höre ich nicht zum ersten Mal und wundere mich auch nicht mehr darüber. Immer reißen sie dieselben Witze.
»Kannst du auch mal eine andere Platte auflegen?«, beschwere ich mich angesäuert bei meinem angeblichen Freund.
»Sorry...« Mehr sagt er nicht dazu.
Auch gut, Hauptsache er gibt Ruhe. Ich packe beleidigt zusammen und seile mich dann ab. Meine Freunde gehen mir heute ziemlich auf den Zeiger. Und diese Linda wird meine Laune sicher auch nicht aufbessern. Wenn Ryan endlich da ist, werde ich ihr einfach absagen, dann habe ich wenigstens einen Grund. Wenn der wüsste, dass er schon total verplant ist...