Was soll man dazu sagen?
Es sollte doch möglich sein, das eigene, bereits einmal veröffentlichte Buch wieder komplett aus dem Kindle Direct Publishing löschen zu können, oder ist das gar zu viel verlangt?
Manchmal möchte man eine Entscheidung vielleicht rückgängig machen, nicht nur etwas daran verbessern oder verändern. Leider wird einem bis ans Ende des Lebens diese Fehlentscheidung gnadenlos angezeigt und man kann, außer jedesmal den Filter der Anzeige im Bücherregal richtig zu setzen, nichts machen, um das Machwerk komplett aus dem Speicher verschwinden zu lassen.
Eindeutig inakzeptable Handhabung für mein Empfinden.
Bisher konnte ich mich noch über nichts bei KDP wirklich beschweren, aber das ärgert mich schon ein bisschen. Da bekommt man irgendwie das Gefühl, bei Facebook zu sein, statt im Online-Buchhandel. Nichts geht verloren, jedes Bild gehört Facebook, sobald man es einmal hochgeladen hat, bla, bla, bla. Das ist doch... eine Frechheit! Und jetzt also auch noch ganze Bücher, die da ausharren müssen, ohne weiter im Verkauf zu verbleiben.... Pfui Spinne!
Allerdings habe ich bisher keine Erfahrung mit anderen Selfpublishing Plattformen oder gar Verlagen und deren Speicher-/Sicherungsgewohnheiten. Vielleicht handhaben die das ja auf dieselbe Art und Weise? Und will ich das wirklich wissen?
Frust.
Abgesehen davon wurde das vorab nicht mal im Kleingedruckten erwähnt, soviel ich mich erinnere.
Da soll man sich nicht drüber ärgern! *hmpf*
Die garantiert unzensierten Ansichten einer introvertierten Autorenseele...
Sonntag, 31. Januar 2016
Sonntag, 10. Januar 2016
Leseprobe "Einmal Hölle und zurück"
~ Prolog ~
Sommer 2008
Mir dreht sich alles. Ich
habe hämmernde Kopfschmerzen und mir ist kotzübel. Meine Lider sind so verdammt
schwer. Ich möchte die Augen öffnen, aber es gelingt mir nur ganz langsam.
Irgendjemand stöhnt hier. Bin ich das etwa selbst? Das grelle Sonnenlicht
trifft mich völlig unvorbereitet, als ich endlich wieder etwas sehen kann.
Zuerst nur ganz verschwommen, dann langsam immer deutlicher.
»Mr. Craven? Da sind
Sie ja wieder! Wie fühlen Sie sich?«
Wer zur Hölle fragt
mich das? Mir geht‘s beschissen. Ich könnte kotzen und meine Zähne klappern.
Warum geben die mir nicht einfach etwas, damit das wieder aufhört? Es tut so
weh...
»Wo bin ich?«, frage
ich mit letzter Kraft und unterdrücke mit Mühe und Not ein Würgen.
»Sie sind in der
Entzugsklinik. In Malibu«, antwortet mir die Stimme aus dem Nebel.
»Oh... Was... fehlt
mir?« Ich weiß es wirklich nicht, bin noch ganz benebelt und nur halb wach. Irgendwie
kann ich mich an nichts erinnern.
»Sie hatten einen
heftigen Drogenrausch nach einer Aftershow-Party und waren zwei volle Tage
bewusstlos.«
Jetzt fällt es mir
wieder ein. Dieses verdammte Zeug... Unser Auftritt, der Preis für die beste
Rockband. Neal hat mich noch gewarnt. Ich wollte nicht hören. Wollte nur noch
vergessen. Die ganze Scheiße hinter mir lassen und vielleicht sogar endlich
sterben.
»Ihre Eltern kommen
heute vorbei. Sie müssen jetzt ein bisschen was essen, ja? Ich stelle die Suppe
hier auf den Nachttisch.«
Endlich kann ich sie
erkennen. Der Schleier lichtet sich vor meinen Augen. Eine ziemlich junge
Krankenschwester bemüht sich um mein Wohlergehen. Oh Gott, meine Eltern...! Ich
schäme mich. Für meinen Aussetzer, und dass ich überhaupt jemals Drogen
ausprobiert habe. Das ist nur diese verdammte Einsamkeit, die bringt mich noch
um. Seit zehn Jahren habe ich diese unstillbare Sehnsucht nach ihm.
Ryan.
Ich habe ihn einfach
nicht wiedergefunden. Was ich auch versucht habe, es hat nichts gebracht. Er
ist und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Und der Gedanke, dass er mich
schon längst vergessen haben könnte, macht mich fix und fertig. Nur darum will
ich manchmal vor der Realität fliehen. Was nutzt mir der Erfolg mit der Band,
wenn er nicht da ist, um ihn mit mir zu teilen, um mich zu lieben? Er war doch
mein zweites Ich, mein Seelenverwandter.
Eine einsame Träne
kullert über meine Wange und ich bin heilfroh, dass die Schwester schon wieder
aus dem Zimmer gegangen ist. Jetzt bin ich schon fast 28 Jahre alt und benehme
mich noch immer wie ein unreifer Teenie. Aber der Schmerz ist einfach zu groß. Niemand,
mit dem ich meine goldenen Schallplatten oder CDs feiern könnte, auch wenn wir
nur in den Staaten bekannt sind und kaum mit den derzeit weltweit angesagten
Bands konkurrieren können, ich bin sehr stolz auf meine Karriere als Sänger und
Frontmann bei Hot Blooded. Nicht
viele schaffen das, was wir geschafft haben, denn wir können tatsächlich von
der Musik leben. Und das nicht einmal schlecht.
Aber mir fehlt ein
Freund. Ein Partner. Ich habe mich seit damals nie wieder verliebt. Sicher
hatte ich ab und zu ein paar heiße Abenteuer, aber ich war nie wirklich
glücklich dabei. Ryan fehlt mir so sehr und ich kann ohne ihn einfach nicht
leben. Er ohne mich offenbar schon. Er hat sich seit zehn Jahren nicht wieder
bei mir gemeldet, auch nicht, als er endlich achtzehn Jahre alt war. Dabei
müsste er doch nur einmal bei meinen Eltern anrufen, ich bin noch immer an Ort
und Stelle. Er hat schließlich den
Kontinent gewechselt, nicht ich. Es tut verflucht weh, so zurückgewiesen zu
werden.
Gott, mein Körper
zeigt mir deutlich, dass ich etwas ändern muss, wenn ich nicht dabei drauf
gehen will. Vielleicht versuche ich es zuerst mal mit der Suppe. Vorsichtig
nehme ich einen Löffel voll. Sie schmeckt gut, aber ich habe absolut keinen
Appetit. Mir ist übel und ich friere. Nicht einmal erinnern kann ich mich
daran, was ich auf dieser gottverdammten Party eigentlich eingeworfen habe. So
schlimm war ich noch nie drauf. Alles, was ich noch weiß, ist, dass ich
lebensmüde war, ich wollte nichts mehr fühlen, nichts mehr wissen und vor allem
nicht mehr einsam sein und mich nach Ryan sehnen. Ich habe meinen eigenen Tod
in Kauf genommen und das erschreckt mich sehr.
Der Abend verlief
eigentlich ganz gut, wir bekamen diesen Preis und waren überglücklich. Ich habe
ein bisschen über den Durst getrunken, ist ja nicht ungewöhnlich, wenn man was
zu feiern hat. Nur werde ich dann immer so melancholisch. Wünsche mir Ryan an
meiner Seite und labere meine Jungs aus der Band damit zu. Sie sind das schon
gewöhnt von mir. Am nächsten Tag kann ich mich dann meist nie daran erinnern,
was ich alles gesagt habe. Aber diesmal scheint mich wohl ein Dealer irgendwo
auf dieser Party am Wickel gehabt zu haben. In so einem traurigen Zustand höre
ich auf niemanden mehr, ich bin dann so sentimental und absolut unzugänglich,
dass ich nicht einmal meinen Freunden einen Vorwurf machen kann. Sie hätten
mich schon fesseln und knebeln müssen, damit ich das Zeug nicht nehme.
»Dane?« Meine Mum
guckt vorsichtig zur Tür herein.
Ich bin gerührt und
kämpfe mit den Tränen. Noch immer sind sie für mich da und nicht einmal haben
sie mich bisher für meine Aussetzer verurteilt. Fliegen von Arkansas bis
hierher nach Kalifornien, nur um mir beizustehen. Gott, ich liebe sie dafür.
Die Jungs aus der Band
dagegen blasen mir immer wieder gehörig den Marsch. Ich bin ihr Zugpferd, ohne
mich geht‘s nicht weiter. Und sie haben Angst um mich. Neal versteht
wenigstens, warum es mir so schlecht geht. Er hat inzwischen eine hübsche Frau
und eine kleine Tochter, die ihn sehr lieben und in allem unterstützen. Die
beiden anderen pflegen noch immer ihre Rockstar-Allüren und laben sich von Zeit
zu Zeit an ganz ansehnlichen Groupies. Auf Neal und mich wollen sie nicht
hören.
»Kommt rein...«,
krächze ich leise.
»Du siehst furchtbar
aus, Junge!«, bemerkt meine Mutter ohne Umschweife und setzt sich zu mir auf
die Bettkante.
Mein Vater schnappt
sich den Stuhl neben dem Bett und mustert mich besorgt.
»Ich weiß. Es tut mir
leid, dass ich euch schon wieder Sorgen mache...«, murmle ich betroffen.
»Ihr steht in der
Zeitung, es kommt auf jedem Sender überall in der Welt und sogar im Internet
seid ihr der Renner«, sagt mein Vater trocken und hält mir besorgt die gestrige
Tageszeitung hin.
Ich habe keinerlei
Erinnerung daran, was eigentlich passiert ist. Also lese ich den Artikel und
komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
New York.
Hot
Blooded,
eine aufstrebende Rock-Band aus Little Rock in Arkansas, wagte es gestern Abend
tatsächlich nach der Verleihung eines nationalen Musikpreises am Tag zuvor,
vollkommen nackt mitten in New York auf dem Ground Zero ein spontanes Konzert zu
geben.
Protest gegen den amtierenden Präsidenten George Bush
und die Republikaner, um damit Werbung für den aktuellen Präsidentschaftskandidaten
der Demokraten, Barak Obama, zu machen, war das angebliche Ziel der im Vorfeld
gut geplanten Veranstaltung. Mit aufrüttelnden Texten, verschwitzten Körpern
und harten Riffs zogen sie das Publikum in ihren Bann, bis die Polizei dem
fröhlichen Treiben schließlich ein Ende machte. Nicht genehmigte Demonstration,
Drogenmissbrauch und Erregung öffentlichen Ärgernisses lautet die Anklage.
Ihr Frontmann Dane Craven war angeblich so
zugedröhnt, dass er noch im Polizeiwagen ohnmächtig wurde und als Notfall ins
Krankenhaus gebracht werden musste. Kenner der Musikszene halten diesen
schamlosen Auftritt für das Ende ihrer gerade noch so viel versprechenden
Karriere. Damit sei die Nominierung zu den VMAs im September nahezu
ausgeschlossen.
Mr. Craven erholt sich derzeit in einer
Entzugsklinik von einem zweitägigen Drogenrausch. Präsidentschaftskandidat
Barak Obama hat sich vom Auftritt der Band aufs Schärfste distanziert. Ganz
Amerika ist entsetzt über die schamlose Zurschaustellung nackter Tatsachen. Das
Ganze wird ein gerichtliches Nachspiel für die Musiker haben, die sich noch
immer nicht persönlich zu den Vorfällen äußern wollten. Das Management hat bis auf weiteres jegliche
Interviews abgesagt. ©Jerry Weber, New York Times
»Oh mein Gott...«,
murmle ich entsetzt über meine eigenen Taten. Kann man noch mehr erröten? Was
ist da bloß in uns gefahren?
Langsam fällt mir so
manches wieder ein und ich schäme mich fürchterlich dafür. Meine Eltern müssen
sich zu Hause sicher ganz schön was anhören meinetwegen. Das ist nahezu
unverzeihlich.
»Was hast du dir nur
dabei gedacht, Junge?«, fragt mein Vater ruhig, wobei er mich neugierig ansieht.
Ich kenne seine
politische Einstellung, er hasst Bush. Insgeheim freut ihn meine kleine
Einlage, wenn ich nur nicht nackt gewesen wäre und unter Drogen gestanden
hätte.
»Ich kann mich kaum
genau erinnern, aber das hatten wir schon länger geplant, das Management hat
das für uns organisiert. Es war bloß nie die Rede von nackt und unter Drogeneinfluss
gewesen. Ich weiß noch, dass wir nach der Aftershow-Party kaum geschlafen haben
und schon am nächsten Abend mitten auf dem Ground Zero antanzen wollten. Dieses
Teufelszeug hat mich total unzurechnungsfähig gemacht. Hat euch Neal denn
inzwischen noch nichts Genaueres darüber erzählt? Mein Gott, was wird Jenny
jetzt von ihm denken? Und die kleine Sam? Was habe ich da nur abgezogen? Das
ist doch sicher auf meinem Mist gewachsen, oder?« Ich kann noch gar nicht
fassen, was ich da in meinem Drogenrausch angezettelt habe. Ich meine,
splitterfasernackt?!
»Doch, Neal hat uns
angerufen. Und es war nicht deine Idee. Joel ist dafür verantwortlich. Aber ihr
fandet es alle ziemlich originell und publicityträchtig. Neal wollte kein
Spielverderber sein und deshalb hat er mitgemacht, auch wenn er der einzige
war, der nachweislich nicht unter Drogen stand«, erzählt mein Vater mir mit
traurigen Augen. »Dane, du musst endlich was unternehmen! Finde Ryan oder
vergiss ihn! So geht das einfach nicht mehr weiter!«
»Ich weiß... Ich muss
auf jeden Fall clean bleiben. Wird nicht allzu schwer werden, ich habe immer
nur alle drei heiligen Zeiten was eingeworfen. Aber ich weiß beim besten Willen
nicht, wie ich ohne Ryan leben soll. Ich muss wenigstens wissen, dass es ihm
gut geht.« Meine Stimme bricht.
»Versuch ihn zu
finden, du hast doch jetzt Geld genug. Engagier einen Privatdetektiv oder was
weiß ich, nur tu endlich was!«, bekniet mich meine Mum und ich umarme sie
dafür. Jeder Knochen und jeder Muskel im Leib schmerzt mich, es ist die reinste
Hölle nach so einem intensiven Trip.
Meine Eltern wollen
noch ein paar Tage an der Westküste bleiben, bis es mir wieder besser geht. Das
beruhigt mich sehr. Ich fühle mich nicht so allein, wenn sie bei mir bleiben.
Aber eine Frage habe ich noch.
»Wer hat mich
eigentlich hierher nach Malibu verfrachtet? Ich scheine hier in guter
prominenter Gesellschaft zu sein.«
»Neal hat uns
angerufen und uns diesen Vorschlag gemacht. Er hat das zusammen mit dem
Management veranlasst, um dir zu helfen. Enttäusche ihn nicht. Er war auch
selbst beim Flugtransport dabei, hat sich rührend um dich gekümmert. Du bist
ihm was schuldig, Dane...«, klärt meine Mum mich dankbar lächelnd auf.
Mir kommen nun doch
die Tränen, ich bin einfach überwältigt, was mein Freund alles für mich in die
Wege geleitet hat. Auf Neal konnte ich mich schon immer verlassen, aber das
jetzt ist etwas ganz Besonderes für mich. Weil seine Frau Jenny und seine
Tochter Sam sicher nicht begeistert davon waren. Sie ist ziemlich sauer auf
mich, weil ich immer öfter abstürze, das hat sie mir selbst schon ins Gesicht
gesagt und mir gedroht, mich umzubringen, wenn ich Neal da mit hineinziehe.
»Könnt ihr mich jetzt bitte
allein lassen?«, frage ich mit letzter Kraft und drehe mich weg. Ich will
nicht, dass sie meine Tränen sehen.
»Wir kommen morgen
wieder, ja? Erhol dich gut und denk über das nach, was wir dir gesagt haben.«
Mein Vater klopft mir
freundschaftlich auf die Schulter, während meine Mum mir liebevoll eine
Haarsträhne hinter die Ohren streicht. Sicher bemerkt sie jetzt meine feuchten
Wangen, wenn auch nur von der Seite. Dann verabschieden sie sich und ich bin
wieder allein. Allein mit dieser unheimlichen Sehnsucht und dem elenden,
schlechten Gewissen.
*
Müde dämmere ich vor mich
hin. In meinem Kopf schwirren die Gedanken nur so herum. Ich muss ihn finden.
Irgendwie. Aber zuerst muss ich gesund werden, clean und stark. So wie früher
einmal. Ganz Amerika denkt, mir wäre das Leben als Rockmusiker zu Kopf
gestiegen und ich würde deshalb ab und zu abstürzen. Aber das ist es nicht. Ich
liebe meine Musik, das Touren und alles, was dazu gehört. Alle wissen
inzwischen, dass ich schwul bin, das ist es auch nicht. Es ist nur das stille
und immer noch brennende Verlangen, die immerwährende tiefe Liebe und Sehnsucht
nach meinem blonden Engel von damals. Würde er jetzt in diesem Augenblick zur
Tür herein kommen, wäre ich endlich wirklich glücklich. Aber er kommt natürlich
nicht, bleibt wie immer verschwunden. Dafür besucht mich eine Frau Dr. Watson.
Ich höre schon an ihrem Namen, dass sie mich aushorchen wird, und siehe da, sie
ist meine Psychologin.
»Mr. Craven, ich werde
ab heute jeden Tag eine Stunde mit ihnen arbeiten, ist das in Ordnung für Sie?«
»Hm... Ich weiß doch,
was mir fehlt, wozu brauche ich da noch einen Seelenklempner?«
»Ach ja? Dann erzählen
Sie doch mal, was Sie vermuten.«
Einfach so? Die hat
vielleicht gut reden! Ich bin kein sehr mitteilsamer Mensch, das war ich noch
nie. Und außerdem kenne ich sie doch gar nicht.
»Also... Ich... Das
kann ich nicht!«, stammle ich etwas unbeholfen.
Sie ist in meinem
Alter, ich kann ihr doch nicht einfach so intime Dinge über mich erzählen, was
soll denn das?
»Versuchen Sie es. Ich
höre nur zu. Mache mir vielleicht Notizen, aber das ist auch schon alles für
den Anfang.«
»Ich soll nur
erzählen? Sie fragen mich gar nichts?«
»Nein, ich frage gar
nichts. Das kommt später.«
»Also doch.«
»Wenn ich der Meinung
bin, dass Sie etwas genauer aufarbeiten sollten, dann hake ich nach. Nicht mehr
und nicht weniger.«
»Hm...« Gefällt mir
trotzdem nicht.
»Also, warum geht es
Ihnen so schlecht? Was meinen Sie?«, fängt sie nun doch mit einer persönlichen
Frage an.
»Ich dachte, Sie
fragen nichts?«
»Fangen Sie an, dann
schweige ich.«
»Das ist Erpressung.«
»Nein, das ist
Therapie.«
»Wortklauberei. Ich
bin nur unglücklich verliebt, ich brauche keine Therapie!«
»Also verliebt.
Erzählen Sie mir mehr davon.«
»Sie haben mich
reingelegt«, brumme ich frustriert.
»Nein, habe ich nicht
und das wissen Sie auch.«
»Sie sind ein schwerer
Brocken.«
»Sie auch, Dane
Craven. Also, Sie sind verliebt. In wen?«
»Das war eine Frage,
ganz klar!«
»Stimmt. Bekomme ich
eine Antwort?«
»Nein.«
»Dann frage ich noch
mal. In wen sind Sie verliebt?«
Meine Gedanken
überschlagen sich förmlich... »Es reicht, wenn Sie wissen, dass ich verliebt
bin. Der Name tut nichts zur Sache. Ich bin nie darüber hinweggekommen, seit
ich siebzehn Jahre alt war. Zufrieden?«
»Sehr gut. Jetzt kann
ich mir schon ein besseres Bild machen. Was muss ich noch darüber wissen?«
»Nichts.«
»Mr. Craven! Bitte...«
Ihre Augen flehen mich
an, doch endlich mitzuarbeiten. Und irgendwie tut es auch gut, darüber zu
reden. Bisher habe ich meist geschwiegen, jeder wusste, was mich bedrückt, ich
musste nie groß etwas dazu sagen. Es wurde einfach totgeschwiegen, um mich
nicht noch trauriger zu machen, als ich eh schon war.
»Wir wurden gewaltsam
getrennt.«
»Verstehe. Von wem?«
»Von Simon. Haben uns
total aus den Augen verloren.«
»Das tut weh«, meint
sie leise und ziemlich verständnisvoll.
Sie scheint nett zu
sein. Vielleicht ist das doch eine ganz gute Idee, dass ich mich mal so richtig
auskotze?
»Verdammt weh! Ich...
Ich denke pausenlos an nichts anderes. Seit zehn Jahren hoffe ich darauf, ihn
wiederzusehen.«
»Ihn?« Sie zieht die
Brauen hoch.
Jetzt habe ich mich
verraten, wenn Sie mich nicht doch schon aus der Presse kennt. Meine Vorliebe
für männliche Wesen ist ja kein Geheimnis im Showbusiness.
»Ja, ihn. Überall
glaube ich, ihn in der Menge zu entdecken und stelle dann gefrustet fest, dass
ich mich doch wieder geirrt habe.«
Sie schweigt. Fast
sind mir ihre Fragen lieber. Aber nichts dergleichen passiert, sie hält ihr
Wort. Nach kurzem Zögern setze ich doch wieder an, ich habe Mitteilungsbedarf.
Tatsächlich.
»Sein Dad kam nicht
damit klar, dass sein Sohn homosexuell sein sollte. Deshalb hat er die Biege
mit ihm gemacht. Nach Europa, einfach so bei Nacht und Nebel. Ich habe noch
immer seine letzte SMS auf meinem Handy...« Mir kommen schon wieder die Tränen,
wenn ich an diese Nacht zurückdenke. »Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.
Ich habe solche Angst, dass er vielleicht schon tot sein könnte.« Ich muss
kräftig schlucken. »Warum sonst hätte er sich nie wieder bei mir gemeldet?«
»Die Ungewissheit
macht Sie also fertig.«
»Hm..., ja«, versuche
ich meine aufwallenden Emotionen erfolgreich wieder zu verdrängen.
»Es ginge Ihnen
besser, wenn Sie wüssten, was mit ihm geschehen ist, wie es ihm geht?«
»Vermutlich schon, ja.«
»Sie haben nie nach
ihm gesucht?«
»Doch, aber es kam
nichts dabei heraus. Und ich hatte wegen der Band auch nicht wirklich Zeit für
solche langwierigen und vor allem auch teuren Nachforschungen.«
»Verstehe.«
»Aber ich werde das
jetzt anpacken. Ganz professionell, mit einem Privatdetektiv. Ich kann es mir inzwischen
schließlich leisten, verdammt!« Meine plötzliche Entschlossenheit macht mir
selbst ein wenig Angst. Schließlich könnte ich am Ende doch nur enttäuscht
werden.
»Das ist ein wirklich
guter Vorsatz. Dabei belassen wir es für heute. Morgen erzählen Sie mir dann
mehr über ihn. Einverstanden?«, lächelt sie mich mit warmen Augen an.
Sie ist nett. Ich mag
sie. Es könnte vielleicht funktionieren.
Mit einem Zwinkern
verlässt sie mein Zimmer und lässt mich mit vielen aufwühlenden Gedanken
zurück. Ja, ich werde ihn suchen, wenn ich wieder fit bin. Keine Minute werde
ich mehr verlieren, wir waren schon viel zu lange getrennt. Und wenn er
inzwischen ein eigenes Leben führt, ohne mich, dann bin ich auch zufrieden,
Hauptsache es geht ihm gut und ich muss keine Angst mehr haben, dass er
vielleicht tot sein könnte. Und das nur meinetwegen.
Dabei fing alles so
vielversprechend an...
Mittwoch, 6. Januar 2016
Eure Meinung?
Ich bin grade mal wieder sprachlos.
Da fällt mir nichts mehr dazu ein.
Ich lass das mal so stehen.
Irgendwelche Kommentare? Meinungen?
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Da fällt mir nichts mehr dazu ein.
Ich lass das mal so stehen.
Irgendwelche Kommentare? Meinungen?
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