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Sonntag, 7. Februar 2016

Wooden Sins - Für kurze Zeit gratis bei Kindle! Neuer Ausschnitt hier!

Am 8. und 9. Februar gibt's zum Karneval meinen Gay Romance Roman Wooden Sins - Die Sünden der Anderen GRATIS bei Amazon! 
Hier noch mal eine kleiner Ausschnitt von weiter hinten im Buch, den man bei der Kindle Leseprobe/Blick ins Buch nicht zu lesen bekommt ;-) 



~ Kapitel 23 ~

Darcy hob das Telefon ab und meldete sich wie üblich: „Kensington Constructions, Darcy Meadows am Apparat?“
„Hier ist Miss Lamotte. Könnte ich ihren Boss sprechen, bitte?“ Sie klang noch etwas mitgenommen.
„Augenblick, ich frage nach, ob er Zeit hat. Momentan hat er einen Kunden im Büro.“ Sie drückte sie weg und stellte sich selbst zu Gale durch. „Hast du Zeit für die Lamotte?“
Gale sah ruckartig von seinen Unterlagen auf und hörte sein Herz bis nach oben in den Hals hämmern. Sie war also wieder fit genug. Es hatte nur drei Tage länger gedauert, als gedacht. Drei Tage, in denen Gale sich nicht getraut hatte, sich bei Sandy zu melden. Es herrschte Funkstille zwischen ihnen. Von Deacon erfuhr er, dass er seitdem nicht mehr im Club aufgetaucht war, das stimmte ihn irgendwie froh.
„Okay, stell sie durch. Aber unterbrich mich in fünf Minuten, wenn ich sie bis dahin noch an der Strippe habe, ja?“
Darcy tat wie ihr befohlen, es knackte es in der Leitung und Gale nahm das Gespräch an.
„Miss Lamotte? Schön, dass es Ihnen wieder besser geht! Was kann ich heute für Sie tun?“
„Hallo, Liebster... Wir hatten eine Vereinbarung, erinnerst du dich?“, flötete sie durch den Hörer, womit sie Gale eine echte Gänsehaut auf den Körper zauberte. „Ich gebe dir noch Zeit bis heute Abend, dann bin ich mit Brianna zu Hause in unserem neuen Heim. Sandy hat es inzwischen möbliert und ich freue mich schon, mein Bett so richtig mit dir einzuweihen.“
„Wie ich Ihnen bereits sagte, gedenke ich nicht, auf Ihr Angebot einzugehen.“
„Weil du stattdessen lieber hinter meinem Bräutigam her bist, ich weiß.“
„Weil ich mich nicht erpressen lasse und nichts verbrochen habe, darum!“
Bridget seufzte hörbar auf. „Du hast noch eine Chance, Gale. Ich bereite dir den erotischen Himmel auf Erden. Wenn du jetzt nicht einlenkst, mache ich meine Drohung wahr... Also, wie entscheidest du dich?“
„Dagegen!“, schrie er entrüstet und knallte lautstark den Hörer auf die Gabel. Was für eine blöde Kuh!
Darcy kam sofort herein und brachte ihm eine Tasse Kaffee. „Alles okay soweit?“
„Sehe ich so aus?“
„Definitiv nicht.“
„Sie wird mich hinhängen. Ganz sicher wird sie mich im Ort schlecht machen.“
„Wer weiß, vielleicht hat sie auch nur gedroht und ist am Ende doch zu feige oder zu verliebt in dich?“
„Verliebt? Die ist einfach nur geil auf mich.“ Gale schüttelte sich angewidert. Er stand auf und wollte auf seine neue Baustelle, um sich mit körperlicher Arbeit ein wenig den Frust auszutreiben.
„Sie ist inzwischen eingezogen, wusstest du das? Gestern kam die Spedition hier vorbei und hat neue Möbel angeliefert. Der Fahrer hat sich bei mir nach dem Weg erkundigt.“
„Ich weiß. Hat Sandy sich eigentlich hier auch irgendwann blicken lassen?“ Seine hungrigen Augen verrieten ihn.
Darcy grinste. „Er war im Haus, das weiß ich von meiner Mutter. Und die hat es von Frances. Die wiederum direkt von Miss Lamotte, als sie sich gestern nach der Entlassung aus dem Krankenhaus die Haare hat machen lassen. Meine Mum war übrigens total begeistert von Brianna.“
„Gott! Ich hasse dieses Kaff!“ Er schlug die Tür hinter sich zu und schwang sich hinter sein Lenkrad. „Wieso gehe ich eigentlich nicht als Stricher nach Atlanta? Ich muss verrückt sein!“, sprach er zu sich selbst und ließ den Motor aufheulen.

~*~

Mit einem weißen Blatt Papier in der Hand kam Police Sergeant Jackson zu seinem Boss ins Büro und legte es ihm mit einem Paar Einmal-Handschuhen daneben auf den Schreibtisch.
„Das kam heute aus Jasper rüber. Die Kollegen haben den Brief in ihrem Postkasten gefunden. Bevor ich ihn der Spurensicherung übergebe, wollte ich, dass Sie sich das ansehen.“
Commissioner Carlton zog sich die Handschuhe über und faltete den Zettel vorsichtig auseinander. Fein säuberlich waren einzelne Buchstaben aufgeklebt worden, die er schließlich mit einigem Erstaunen laut vorlas.

SIE  SOLLTEN  DEN  ARCHITEKTEN  GENAUER  UNTER  DIE  LUPE  NEHMEN –  ER  WAR  MIT  MR. BRENNIGAN  ALLEIN  IM  TALBOT-HAUS  UND  SIE  WAREN  EINDEUTIG  NETTER  ZUEINANDER  ALS  ÜBLICH.  EIN  HEIMLICHER  BEOBACHTER.

„Dieser Fall wird immer interessanter. Warum geht der angebliche Zeuge nicht einfach zur Polizei und erzählt, was er beobachtet hat?“, sinnierte der Commissioner vor sich hin.
„Das habe ich mich auch schon gefragt. Aber in so einer Kleinstadt gibt es nun mal eine Menge Klatsch und Tratsch. Hoffen wir auf Fingerabdrücke, die ein wenig Licht in diese Sache bringen.“
Er nahm ihm den Wisch wieder ab, faltete ihn zusammen und steckte ihn zurück in eine Plastiktüte, bevor er sich die eigenen Handschuhe abstreifte und sie in den Mülleimer beförderte.
„Wir sollten trotzdem noch einmal mit diesem Kensington sprechen. Er hat nie erwähnt, dass er mit dem Opfer irgendwann intimer gewesen wäre als üblich. Seltsam, warum sollte er uns etwas verschweigen?“
„Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn wir die Untersuchungsergebnisse haben, dann können wir vielleicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Jackson grinste überzeugt und verließ das Büro seines Chefs.
Carlton holte sich die Akte Brennigan erneut auf den Tisch und begann darin zu blättern. Er hatte es schon hundertmal gelesen, irgendwo musste die Antwort darin zu finden sein. Und dieser anonyme Brief war vielleicht endlich ein weiteres Puzzleteil in diesem undurchsichtigen Fall. Etwa drei Stunden später kam Jackson zurück in sein Büro.
„Keinerlei Spuren oder Fingerabdrücke. Da war zumindest kein Idiot am Werk.“
„Habe ich mir fast gedacht. Welche Zeitungen hat er benutzt?“
„Örtliche Tageszeitungen, diverse Hochglanzmagazine.“
„Hochglanzmagazine?“
„Ja, steht so in dem Bericht.“
„Wir sollten auch eine Frau in Betracht ziehen, was denken sie? Raffinesse ist meist weiblichen Tätern zuzuordnen. Kann man feststellen aus welchen Zeitschriften konkret?“
„Nicht auf die Schnelle. Aber ich kann das veranlassen, wenn Sie wünschen.“
„Wir fahren nach Jasper und sprechen mit Kensington. Vielleicht hat er ja irgendwelche Feinde, denen er so etwas zutraut? Egal ob es der Wahrheit entspricht oder nicht. Und packen Sie vorsichtshalber einige DNS-Test Sets mit ein, man kann nie wissen.“
Zusammen machten sie sich auf den Weg zu ihren Ermittlungen und nahmen das anonyme Schreiben im Plastikbeutel gleich mit. Was sie bisher über den Architekten herausgefunden hatten, war alles andere als uninteressant. Er galt in der Szene als berüchtigt und es war allgemein bekannt, dass das Opfer sich seit langem nach ihm verzehrt hatte, sowie, laut Barkeeper, sogar intimen Kontakt mit ihm gehabt haben sollte. Er hatte kein Alibi für die Tatzeit und jetzt kam auch noch diese anonyme Anschuldigung hinzu. Es wurde langsam eng für den jungen Unternehmer.

~*~

Darcy war mehr als besorgt, als die beiden Beamten erneut bei ihr im Büro auftauchten und nach ihrem Boss fragten. Sie schickte sie auf die derzeitige Baustelle und schnappte sich sofort das Telefon, kaum dass sie das Büro wieder verlassen hatten.
„Du bekommst Besuch, die Bullen aus Atlanta“, meldete sie sich kurz und bündig mit zitternder Stimme.
„Jetzt?“, wunderte sich Gale nicht wenig über diesen neuerlichen Überfall.
„Jetzt! Was geht da vor? Ich mache mir wirklich Sorgen, Gale! Die sahen verdammt überzeugt und zielstrebig aus!“
„Was sollen sie schon wollen? Ich bin sauber, also lass sie kommen!“
Er schüttelte den Kopf über Darcys wilde Fantasie, aber insgeheim wurde ihm schon etwas mulmig zumute. Immerhin könnte Bridget geplaudert haben und sie wollten jetzt wissen, warum er ihnen das kleine Intermezzo im Neubau verschwiegen hatte. Allerdings hatte niemand danach gefragt und ihm war es auch nicht wichtig erschienen, bis Bridget es ihm gegenüber in erpresserischer Weise erwähnt hatte.
Darcy wünschte ihm noch viel Glück und legte auf. Gale wandte sich an seine Vorarbeiterin und gab ihr noch letzte Anweisungen für den Rest des Tages. Er hatte so ein Gefühl, dass er nicht mehr allzu viel würde erledigen können, wenn die Bullen hier erst einmal aufgetaucht waren. Dann machte er sich mit Eifer wieder an die geliebte Arbeit und wartete auf die Beamten. Shania beobachtete ihn neugierig, sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu sofort merken, dass etwas nicht in Ordnung war mit ihm.
„Boss? Hast du Probleme?“, sprach sie ihn doch noch irgendwann an, als er das x-te Mal tief aufseufzte und seinen Blick auf die Zufahrtsstraße richtete.
„Hm? Nein. Es kommen gleich zwei Bullen, die mich interviewen wollen, das ist alles.“
„Wegen des Toten auf dem Highway?“
„Exakt. Ein guter Freund. Und sprich nicht so befremdlich über ihn.“ Er passte gerade einen Balken in das Gefüge.
Shania schluckte. „Verzeihung...“
„Bisher wart ihr alle recht zurückhaltend, was meinen neuen Status als Schwuchtel angeht. Verrätst du mir, was hinter den Kulissen getratscht wird, wenn ich nicht dabei bin?“ Er wollte einfach wissen, wie sie privat zu ihm standen.
Shania schluckte abermals. Es war nicht ihre Aufgabe, die anderen bei ihm auszurichten, aber er hatte es verlangt und sie konnte seine Beweggründe verstehen.
„Nicht viel, wenn ich ehrlich bin. Willie findet es ekelhaft, Antonio schade für die Frauenwelt, aber wenigstens hätte er jetzt mehr Chancen bei den Girls, Nigel hält sich komplett raus und ich... Ich bin modern. Es wäre mir lieb, wenn wir beide unser Verhältnis so beibehalten wie bisher. Mir ist egal, mit wem du ins Bett gehst, solange du mir Nigel nicht umpolst“, grinste sie verhalten.
Gale hatte ihr aufmerksam zugehört. Sie war extrem nervös, das konnte er spüren. „Nigel ist so wenig schwul, wie ich eine Hete bin. Du kannst ihn behalten! Aber jetzt mal unter uns: Du traust dich kaum mich anzusehen, geschweige denn mich anzufassen. Ich beiße nicht und ich bin nicht ansteckend, das kannst du auch gerne deinen Kollegen weitergeben.“ Er sah nicht einmal von seinen Hölzern auf dabei. „Was immer du über mich hören solltest, frag mich zuerst persönlich, ob es der Wahrheit entspricht, bevor du vorschnell über mich urteilst, haben wir uns verstanden?“ Jetzt hatte er ihr seinen Kopf zugewandt und blickte sie herausfordernd an.
„Ähm... Ja, klar... Boss.“
Etwas konsterniert stapfte sie davon. Sie hatte offensichtlich redlich Mühe, sich wieder eine etwas gesündere Gesichtsfarbe zuzulegen. Er hatte sie total beschämt. Und klar war sie unsicher ihm gegenüber, auch gegen ihre Überzeugung. Es war eben doch ein wenig gewöhnungsbedürftig für alle seine Mitmenschen.
Gale schüttelte amüsiert den Kopf über sie. Als er sich wieder seiner Arbeit zuwenden wollte, sah er schon von weitem den dunkel getönten Wagen auf sich zukommen. Sie hatten ihn also gefunden. Er wischte sich die Hände an der Jeans ab, drehte sein Cap nach hinten und trocknete sich mit seinem Baumwolltuch kurz den Schweiß von der Stirn. Auch wenn er es nicht sein sollte, er war nervös. Irgendetwas lief hier nicht rund und er spürte förmlich die unguten Schwingungen in der Luft. Sie parkten am Straßenrand, stiegen aus und kamen zügig auf ihn zu. Sein Herz pochte ihm ungewollt bis zum Hals hinauf.
„Mr. Kensington? Haben Sie kurz Zeit für uns?“, begrüßte Commissioner Carlton ihn mit einem kräftigen Händedruck.
„Natürlich. Wollen wir uns vielleicht in den Schatten setzen? Da drüben sind ein paar Klappstühle unter der Linde, wenn Ihnen das recht ist?“
Zu dritt setzten sie sich in den Schatten und Gale bot ihnen ein Glas Wasser an, schenkte ein und sah dann erwartungsvoll auf die beiden Herren in den dunklen Anzügen.
„Also, was gibt es Neues? Irgendeinen Verdächtigen?“
„Gut, dass Sie fragen. Wir haben von Ihrem Polizeirevier vor Ort einen anonymen Brief zugesandt bekommen und dachten, wir sollten Ihnen den zeigen.“
Jackson holte den Plastikbeutel aus seiner Aktentasche und gab ihn an Gale weiter. Er betrachtete den Inhalt durch die Folie und las aufmerksam, was dort fein säuberlich aufgeklebt war.
„Jetzt wird mir einiges klar...“, meinte er nickend und reichte dem Sergeant das Beweisstück zurück.
„Das da wäre?“, hakte Carlton nach.
Gale räusperte sich. „Sie fragen sich sicher, warum ich Ihnen nichts von der Sache im Neubau erzählt habe?“
„Erraten!“ Nicht einmal ein Grinsen entwich dem älteren Beamten.
„Hören Sie... Jaden war mit Deacon hier, das wissen Sie. Wir waren auch einen Moment allein im Talbot-Haus, aber ich habe ihm nur gesagt, dass ich nicht auf ihn stehe und auch nie stehen werde. Er hat es verstanden. Und mich kurz auf die Wange geküsst. Das war alles. Beobachtet hat das nur eine Person und das war Miss Bridget Lamotte, Mr. Talbots Verlobte. Sie hat mir gedroht, damit im Ort hausieren zu gehen und mich auf diese Weise zu vernichten, wenn ich nicht mit ihr.... ins Bett gehe. So verrückt das klingt, sie ist regelrecht von mir besessen.“ Ein verlegenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Sie denken also, der Brief könnte eventuell von ihr stammen?“
„Absolut, niemand sonst wusste davon. Und sie wollte mich erpressen.“
„Also schön, nehmen wir an, es ist so geschehen, wie sie uns das weismachen wollen. Wir haben inzwischen noch einige andere Aussagen zu Protokoll genommen. Zum Beispiel heißt es da, dass Sie, Mr. Brennigan und ein Barmann aus dem Rising Sun miteinander intim gewesen wären. Was können Sie uns dazu erzählen?“
„Wer hat das behauptet?“, fragte Gale überrascht, aber er konnte es sich lebhaft vorstellen.
„Besagter Barmann, und Mr. Talbot hat es uns gestern noch bestätigt“, antwortete Carlton ruhig.
„Ja, Reuben hat ihm damit im Six Feet Under nach der Beerdigung in den Ohren gelegen. Mir war das nur unendlich peinlich und ich bin abgehauen.“
„Peinlich? Das müssen Sie mir näher erklären?“
„Mr.? Wie war noch ihr Name, Sir?“
„Carlton.“
„Ach ja, Mr. Carlton, wissen Sie... Ich prahle für gewöhnlich nicht mit meinen Abenteuern, Reuben hingegen schon. Mr. Talbot ist mein Kunde. Ich habe mich ihm gegenüber geschämt, so einfach ist das.“
Carlton ließ eine weiße Zahnreihe aufblitzen. „Gibt es so etwas überhaupt in ihrer Szene? Schamgefühl?“
Ein Seitenhieb auf die schwule Community. Gale biss notgedrungen die Zähne zusammen und schluckte seinen Ärger darüber einfach hinunter. „Durchaus, Commissioner, durchaus.“
„Wir möchten eine DNS-Probe von Ihnen nehmen, wenn Sie damit einverstanden sind.“
„Muss ich das tun?“
„Sie können gerne einen Anwalt konsultieren, aber wir sind berechtigt jeden Verdächtigen dazu zu zwingen.“ Carlton sah ihn unerbittlich an.
„Demnach gelte ich also als verdächtig – gut zu wissen...“
Gale wollte keinen Aufstand riskieren und sich noch verdächtiger machen, als er sowieso schon war, also willigte er schließlich doch ein, eine Speichelprobe abzugeben. Seine Arbeiter beobachteten das Ganze aus der Ferne und waren sichtlich empört. Als das Wattestäbchen sicher verstaut war, wollte Gale aber seine Neugierde noch einmal befriedigen und stellte dem Commissioner die ihm wichtigste Frage.
„Wieso haben Sie Mr. Talbot noch einmal dazu befragt? Ich dachte, er wäre inzwischen aus der Schusslinie?“
„Nachdem wir diesen ominösen Brief erhalten hatten, mussten wir außer Ihnen auch Ihre kleine intime Runde aus Atlanta noch einmal dazu verhören. Und wie Sie sehen, hat es sich gelohnt.“
„Mr. Talbot wollte mir demnach eins reinwürgen, verstehe...“, murmelte Gale betroffen.
„Bitte?“, fragte der Commissioner überrascht nach. „Er hat doch nur die Wahrheit gesagt, oder?“
Gale lachte kurz hysterisch auf. „Ja, das hat er! Aber wahrscheinlich hat er von selbst damit angefangen, habe ich Recht? Mit Reuben und dem nicht vollendeten Dreier, meine ich.“
„Nein, das hat er nicht. Ich wollte konkret wissen, was er über ihr intimes Treffen weiß. Und ich muss sagen, er war bestens informiert. Auch Mr. Willis hat es uns bestätigt, nachdem der Barmann geplaudert hatte. Wir machen nur unseren Job, Mr. Kensington.“
„Ja, natürlich. War das alles?“
„Vorerst ja. Halten Sie sich zur Verfügung. Auf Wiedersehen.“
Police Sergeant Jackson verabschiedete sich ebenfalls mit einem Nicken und sie verließen die Baustelle. Kaum war der Wagen außer Sichtweite, stieß Gale wütend mit dem Fuß an den Klapptisch und fluchte wie ein Rohrspatz.
„Dieser kleine Pisser! Kaum macht man mal einen Fehler, rächt er sich sofort! Scheiße!“ Krebsrot vor Wut stieg er in seinen Wagen und brauste ohne ein Wort des Abschieds davon.
Er musste sich irgendwie beruhigen und die Einzige, die ihm mitten am Nachmittag gerne zuhören würde, war Darcy. Also fuhr er in sein Büro und schlug dort geräuschvoll die Tür hinter sich zu. Seine Assistentin war erschrocken zusammengezuckt, als er so überstürzt hereingekommen war. Gale ließ sich wortlos auf seinen Ledersessel fallen und winkte sie zu sich herein. Wie immer kam sie mit einer Tasse frisch aufgebrühten Kaffees und setzte sich ihm gegenüber auf den Besuchersessel. Völlig fertig erzählte er, was geschehen war und schimpfte wie ein Rohrspatz auf Sandys Plauderlaune. Darcy versuchte, ihn zu beruhigen, aber das war gar nicht so einfach.
„Werden sie die blöde Lamotte wenigstens auch unter die Lupe nehmen?“
Zu seinem größten Entsetzen hatte er tatsächlich vergessen, danach zu fragen. „Scheiße! Hoffentlich! Sollte ich vielleicht mal nachfragen?“
„Ruf sie einfach an, mal sehen, was sie gerade macht.“ Darcy grinste hinterlistig. Warum die Bullen belästigen, wenn man den Übeltäter auch direkt ansprechen konnte.
„Gute Idee...“ Er griff zum Telefon und wählte ihre Nummer. Nicht ohne ein Zittern in den Händen.
Es war belegt. Er musste sich also noch gedulden. Erst satte dreißig Minuten und gefühlte hundert Versuche später hob sie endlich ab. Gale war inzwischen ein wahres Nervenbündel und hatte bereits zwei Tassen Kaffee intus.
„Gale? Du hast es dir also überlegt!“, begrüßte sie ihn, aufgedreht wie immer, mit zuckersüßer Stimme.
Das klang nicht nach einem kürzlichen Polizeibesuch. Er war enttäuscht. „Mr. Kensington für Sie. Und nein, machen Sie sich keine Hoffnungen! Ich wollte nur nachfragen, ob im Haus auch alles in Ordnung ist – das ist unser Kundenservice.“
„Alles ist bestens und wartet nur auf dich, mein Süßer. Jetzt gib dir doch endlich einen Ruck und besuch mich heute Abend nach der Arbeit?“, bettelte sie, als ob nie etwas gewesen wäre. „Mein Bett wartet schon auf dich! Ich kann es uns auch anwärmen, wenn dir das lieber ist?“
„Ich dachte, Ihr Verlobter zieht jetzt auch dort mit ein?“
„Sandy kommt erst morgen wieder her. Er kann immer nur am Wochenende hier sein, das ist doch perfekt für uns beide, findest du nicht? Brianna gebe ich zu meinem Babysitter. Miss Constance freut sich immer, wenn sie auf die Kleine aufpassen darf. Und wir haben das ganze Haus für uns allein!“
„Constance McDillon?“
Ein junges Mädchen aus der kirchlichen Gemeinschaft, das absolut unschuldig und naiv in seinen Augen war. Selbst Darcy hatte erschrocken ihre Augen aufgerissen, als ihr Name gefallen war.
„Ja, ein liebes Mädchen. Und so höflich! Also, was ist jetzt, kommst du vorbei?“, säuselte sie unbeirrt weiter.
„Nein, Herrgott noch mal! Und wenn Sie Constance auch nur ein Haar krümmen, erwürge ich Sie mit meinen eigenen Händen!“, brüllte er besorgt durchs Telefon und legte einfach auf. „Scheiße!“
Darcy seufzte schwer. „Das gefällt mir nicht, Gale, das gefällt mir gar nicht. Wenn sie den Brief geschrieben hat, wer weiß, wozu sie noch alles fähig ist? Constance ist da nicht sicher, wenn du mich fragst.“
Er nickte bestürzt und überlegte seinen nächsten Schritt. Soviel er wusste, hatte Ellen guten Kontakt zu den Kirchenmitgliedern. Aber sie war derzeit nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen. Trotzdem wollte er es versuchen und rief sie zu Hause an. Er hätte es sich nie verziehen, wenn dem Mädchen etwas passiert wäre und er nichts unternommen hätte. Darcy ging in der Zwischenzeit einmal kurz ans Telefon an ihrem Schreibtisch und kam dann zurück, als er gerade mit Nolans Noch-Frau sprach.
„Ellen, könntest du mir einen Gefallen tun?“
„Und Nolan zurücknehmen?! Du kannst mich mal!“, keifte sie ihn eiskalt an.
„Nein, es geht um etwas anderes. Lass mal unsere Differenzen kurz beiseite, bitte. Du kennst doch die McDillons?“
„Ja, warum?“ Ihre Stimme hatte sich ein wenig beruhigt und sie versuchte sich zu beherrschen.
„Ihre Tochter Constance babysittet Brianna, die Tochter von Miss Lamotte und Mr. Talbot.“
„Kann sein, was geht mich das an?“
Gale unterdrückte einen kleinen Fluch, denn mit Ellen kam man am besten zurecht, wenn man sich christlich und wohlerzogen benahm.
„Diese Lamotte ist vielleicht gefährlich. Ich traue ihr buchstäblich alles zu und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du den McDillons irgendeinen Vorwand nennen könntest, dass sie Constance den Job verbieten. Ist das irgendwie möglich?“
„Hör zu! Ich weiß nicht, was bei euch da eigentlich läuft. Ich will es auch gar nicht wissen! Aber die Lamotte erzählt überall im Ort, dass du mit dem Opfer allein gewesen sein sollst, in ihrem Haus. Und dass er dich geküsst haben soll. Falls das also jetzt eine Retourkutsche werden soll, dann nicht mit meiner Hilfe!“, fauchte Ellen erbost.
„Es ist mein Ernst, Ellen. Du kennst mich doch, seit wir klein waren. Ich war nie ein Lügner. Sie ist mit Vorsicht zu genießen. Mich wollte sie erpressen, weil sie mich und Jaden damals zusammen gesehen hat. Und das nur, um mich selbst ins Bett zu kriegen, kannst du dir das vorstellen?“ Er hielt die Luft an, so deutlich war er noch nie geworden.
„Du bist doch schwul, was will sie dann mit dir?!“
„Mich verwöhnen, sagt sie. Sie ist wahnsinnig! Du musst das Mädchen da herausholen, bevor sie sie für ihre Zwecke einspannt. Ich weiß nicht, was sie noch alles auf dem Kerbholz hat. Am Ende hat sie bei Jaden auch irgendwie ihre Finger im Spiel gehabt, wer weiß das schon so genau?“ Gale hatte das einfach so daher gesagt, aber kaum war es raus, schien es ihm sogar plausibel.
„Du musst verrückt geworden sein!“
„Nein, ich bin so klar wie seit langem nicht mehr. Hol Constance da raus, verdammt noch mal!“
„Und wie soll ich das anstellen, zum Kuckuck!? Ruf doch diesen Talbot an, soll der das regeln!“
„Das kann ich nicht, wir haben privaten Ärger. Außerdem hört sie nicht auf ihn. Bitte, ich flehe dich an im Namen des jungen Mädchens!“
„Scheiße! Na ja... Vielleicht kann ich den Reverend dazu überreden, dass er mit ihren Eltern spricht. Aber glaub bloß nicht, dass damit alles zwischen uns wieder in Ordnung ist!“, zischte Ellen ins Telefon und Gale fiel ein Stein vom Herzen.
„Danke, Ellen. Du hast was bei mir gut!“
„Ach ja? Dann behalte Nolan und führ ihn zum Traualtar!“ Sie legte abrupt auf.
Gale starrte erst auf den Hörer in seiner Hand und dann auf Darcy. Sie sah ihn fragend an.
„Und?“
„Ich soll Nolan heiraten.“
Darcy lachte spontan laut los. Gales trockener Humor war einfach manchmal nicht zu überbieten.
„Man kann sagen, was man will, sie ist echt witzig!“
„Hör auf!“ Er war trotz allem schlecht gelaunt. „Der arme Nolan hat keine Chance mehr bei ihr. Er muss irgendwie eine Regelung für Penelope finden.“
„Tut mir leid, aber du bringst mich immer zum Lachen.“ Sie schmollte gespielt. „Ihr wärt übrigens ein schönes Paar“, setzte sie noch mutig hinzu und grinste.
Selbst Gale musste jetzt lachen. Nolan und er den Mittelgang entlang schreitend, er im schwarzen Anzug und Nolan im weißen Tüllkleid, der Reverend schon auf sie wartend und die halbe Stadt sitzt in den Bänken und singt das Halleluja. Unvorstellbar für den jungen Mann.
„Sag bloß nichts zu Nolan darüber, hörst du? Er ist derzeit ein wenig empfindlich.“
„So wie du.“
„Lass das, Darcy! Ich bin nicht gut aufgelegt.“
„Ich weiß, Mr. Talbot hat dich abblitzen lassen.“
„Woher weißt du denn davon?“, knurrte er angepisst.
„Dein Babysitter und Wunschehemann laut Ellen hat mich telefonisch vorgewarnt, bevor du nach der Beerdigung wieder zur Arbeit kamst. Er meinte, ich soll alles Stressige von dir fernhalten, denn du wärst ein wenig neben der Spur wegen Sandy Talbot.“
„Elendes Plappermaul!“
„Nolan hat es nur gut gemeint. Sei ihm bitte nicht böse deswegen. So, ich muss jetzt deine Rechnungen schreiben. Kommst du zurecht?“
Gale nickte und sie verließ sein Büro. Müde legte er seinen Kopf auf die Hände auf seinem Schreibtisch und seufzte tief. Er hatte das Gefühl, als würden die Geier schon über ihm kreisen.
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