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Dienstag, 16. Mai 2017

Rebellion - Aufbruch nach New York - FIVE (Online Story zum Mitlesen)

Endlich hab ich ein neues Kapitel von REBELLION für euch ;-)
Die vorausgegangenen sind ebenfalls auf diesem Blog zu lesen. Kapitel 1/ONE findet ihr hier http://mariceleste2015.blogspot.de/2016/11/goodie-story-zum-mitlesen-rebellion.html






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Rating
P18

Kategorie
Gay Romance, Drama, History, Lemon

Zusammenfassung
Max und Leon, zwei Jungs aus Virginia/USA in den 30er Jahren aus einer kleinen Stadt namens Hopewell, entdecken ihre Gefühle füreinander und sind alsbald auf der Flucht in die Großstadt.


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REBELLION

Aufbruch nach New York




~ FIVE ~



Als der Wecker am Sonntagmorgen unerbittlich klingelte, wollte Max es gar nicht wahrhaben. Er hatte kein Auge zugemacht, nachdem er letzte Nacht Hals über Kopf davon gelaufen war. Sein Gefühl wechselte von fürchterlicher Scham über blankes Entsetzen bis hin zu totaler Schwärmerei und Liebeskrankheit. Er konnte sich kaum auf einen einzigen Gedanken konzentrieren, geschweige denn den Stall ausmisten oder am Frühstückstisch Platz nehmen und der Familie gegenübertreten. Sein ganzer Körper schien unentwegt zu zittern.
»Max! Komm endlich, der Stall wartet!«, hörte er seine Mutter irgendwann rufen. »Wer ausgehen kann, kann auch arbeiten!«, fügte sie noch schadenfroh lachend hinzu.
Er zog sich die Decke über den Kopf und stöhnte.
Fünf Minuten später flitzte er an der Küche vorbei nach draußen, um seine Arbeit zu machen. Dabei konnte er sich vielleicht noch ein wenig beruhigen und es würde ihm leichter fallen, sich später mit allen zusammen an den Frühstückstisch zu setzen.
Immerhin, die Tiere im Stall hatten weder Widerworte, noch hämisches Gelächter für ihn, als er ihnen bei der Arbeit sein Herz ausschüttete. Irgendwo musste er seine Eindrücke der letzten Nacht schließlich loswerden. Da waren ihm auch ein paar Kühe oder Schweine recht.
»Wie war's denn gestern so?«, überfiel ihn Rosalie prompt, kaum, dass er sich später beim Frühstücken Kaffee eingeschenkt hatte.
»Interessant«, murmelte er verschlafen. Er musste sich unbedingt bald wieder hinlegen, wenn er nicht im Sitzen einschlafen wollte. Diese Stallarbeit war einfach nichts für ihn. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen, so früh aufzustehen und dann auch noch körperlich schwer zu arbeiten.
»Was soll das denn heißen?«, erkundigte sich sein Vater und ließ neugierig die Zeitung sinken.
»Ich bin hundemüde, Dad. Hab kein Auge zugemacht. Und dann auch noch die Stallarbeit! Das haut den stärksten Cowboy um! Verschieben wir das auf später, okay?«
»Hihi, er hat also schon ein Mädchen getroffen und jetzt geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf!« Rosalie stieß ihn schwungvoll in die Seite und er stöhnte schmerzhaft auf.
»Blöde Ziege!«, brummte er genervt.
»Selber!«
»Hört auf, Kinder! Wir gehen jetzt zusammen in die Kirche. Vielleicht erzählt Leon uns ja mehr von gestern!«
Mit diesem Satz hatte seine Mutter ihn sofort hellwach gemacht. Kirche?! Scheiße, nein! Seine Kaffeetasse klapperte, als er sie zurück auf den Unterteller stellte. Nervös betrachtete er seine Finger. Sie zitterten merklich. Aber er musste jetzt etwas sagen, wenn er nicht mit in den Gottesdienst gehen wollte. Oder konnte.
»Kann ich vielleicht ausnahmsweise einmal hierbleiben und mich noch ein bisschen hinlegen? Ich fühle mich nicht gut.«
»Hast du Fieber?« Seine Mutter griff ihm sofort besorgt an die Stirn. Er schlug ihre Hand reflexartig weg. »Hey, junger Mann!«
»Wahrscheinlich hat der junge Sickler ihn heimlich mit Alkohol abgefüllt! Als wenn ich es nicht gewusst hätte! Der bedeutet nur Ärger, verdammt!«
»Dad!« Max wollte das nicht auf sich sitzen lassen. »Ich bin nicht betrunken. Mein Magen rebelliert schon seit ein paar Tagen. Vielleicht hab ich was Falsches gegessen.«
»Du kommst mit, basta! Man muss sich sonntags in der Kirche sehen lassen!« Sein Vater kannte kein Pardon.
Beim Reverend und seiner widerlichen Tochter, meinte er wohl. Also würde er Leon doch begegnen müssen. Und das nach gestern Abend! Noch immer wurde ihm heiß und kalt zugleich, allein bei der Erinnerung daran. Wie sollte er ihm jemals wieder in die Augen sehen? Er hatte ihn angefasst! Es war… einfach zu peinlich! Sicher hatte er genau gespürt, dass… Es gab einfach keine Erklärung dafür, verdammt!
Missmutig saß er schließlich neben seiner Schwester hinten im Wagen, während sie auf dem Weg zur Kirche waren. Ihm war hundeelend. Sein Magen schien sich jede Sekunde umdrehen zu wollen. Wenigstens hatte er so nicht gelogen, wenn er sich gleich vor aller Augen übergeben musste.
Sie kamen als Letzte in die Kirche. Jeder hatte seinen angestammten Platz und als Max sich zwischen seinem Vater und Rosalie in die Bank zwängte, konnte er Leons Blick ein paar Reihen vor sich genau auf sich spüren. Er traute sich nicht einmal hochzublicken. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf und ihm war mittlerweile speiübel.
Gerade als der Reverend endlich auf der Bildfläche erschien und die Gemeinde sich zur Begrüßung erhob, kotzte er geräuschvoll vor seine Füße. Alle um ihn herum sprangen erschrocken beiseite, manche lachten, andere machten ein angewidertes Gesicht und er selbst zwängte sich beschämt an seinen Eltern vorbei nach draußen ins grelle Sonnenlicht, um frische Luft zu schnappen und sich von der Peinlichkeit zu erholen. Was würden sie bloß alle von ihm denken? Es war ihm, als würde die Welt untergehen, sich der Boden unter seinen Füßen auftun und ihn einfach verschlucken wollen. Kreidebleich setzte er sich im Schatten einer alten Eiche auf den spärlichen Rasen und blickte gestresst zur Kirchentür. Fast musste er noch einmal würgen, nur mit Mühe und Not konnte er den Drang bezwingen.
»Alles okay?«, hörte er plötzlich vor sich eine wohlbekannte Stimme mit offensichtlich unterdrücktem Lachen fragen.
Ihm war nicht danach zu antworten, schon gar nicht nach oben in Leons Augen zu blicken. Ach, könnte er doch einfach hier an Ort und Stelle sterben!
»Soll ich dich nach Hause bringen? Du siehst ziemlich blass aus.«
Das auch noch! Gleich würde er sich noch einmal auf Leons Schuhe übergeben! »Lass mich einfach in Ruhe!«
»Ich hab versprochen, mich um dich zu kümmern. Entweder du kommst wieder mit rein oder wir fahren dich nach Hause.«
Wütend scharrte Max mit dem Fuß im dürren Gras. Auf keinen Fall würde er sich von ihm nach Hause bringen lassen. Das war doch genau, was er wollte – sich noch einmal über ihn lustig machen!
»Ich komme wieder mit rein«, meinte er beherrscht, ohne Leon auch nur einen Blick zu schenken. Sein Leben war vorbei.
Kurz bevor sie die Kirchentür wieder öffneten, hörte er ihn hinter sich flüstern.
»Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt haben sollte. Ich meine gestern Nacht. Es ist einfach mit mir durchgegangen.« Dabei berührte er Max ganz leicht an der Schulter.
Wieder kämpfte Max mit den Schauern, die durch seinen Körper rieselten, sobald der andere ihm auch nur entfernt zu nahe kam. Vielleicht hatte er ihm Unrecht getan? Zumindest hatte er gerade aufrichtig geklungen.
»Deine Leute sitzen jetzt ganz hinten, du hast die Bank ja gehörig versaut.« Leon zeigte auf Max‘ Familie, die sichtlich reumütig auf ihn starrte, als er sich nun wieder zu ihnen gesellte.
Nachdem auch Leon wieder an seinem Platz saß, machte der Reverend weiter mit der Predigt. Max harrte stumm neben seiner Familie auf der Bank aus, um zuzuhören. Ein bisschen besser ging es ihm zumindest, seit Leon sich für sein Benehmen am Vortag entschuldigt hatte.
Nur gut, dass sie in der letzten Reihe waren, so konnte er sich nach dem Gottesdienst ohne viel Aufhebens aus dem Staub machen. Ihm war nach einem langen, einsamen Spaziergang zumute, auf dem er gründlich nachdenken und wenn nötig, auch gern ungestört noch einmal kotzen konnte. Wie sich das für einen jungen Mann gehörte.
Zum Glück musste er Leon nicht noch einmal unter die Augen treten, das hätte er beileibe nicht fertiggebracht. Es war also einfach mit ihm durchgegangen? Was denn genau? Ihn zu brüskieren? Sich lustig über ihn zu machen? Oder die eigenen Gefühle? Max‘ Gedanken drehten sich im Kreis. Wie er es auch betrachtete, er kam immer zu demselben Ergebnis. Nämlich, dass er keine Ahnung hatte, was dieser kleine Übergriff wirklich zu bedeuten hatte. Außer, dass er ihn gefühlsmäßig so aufgemischt hatte, dass er sich nicht einmal mehr auf Kleinigkeiten konzentrieren konnte.
Eine Weile saß er noch an seinem Lieblingsplatz am Teich und versuchte, wenigstens die Sache in der Kirche zu vergessen. Sein Magen knurrte inzwischen gewaltig, er hatte schließlich sein Frühstück unfreiwillig wieder hergeben müssen. Als er schon auf dem Weg zurück zum Farmhaus war, kam Rosalie ihm gut gelaunt entgegengehüpft. Bestimmt würde sie ihn jetzt auch noch aufziehen.
»Du sollst zum Essen kommen! Mum macht sich schon Sorgen!«
»Schon auf dem Weg, wie du siehst.«
»Fühlst du dich besser?«
»Rosie, mir geht es wieder gut. Ich habe Hunger wie ein Bär.«
»Mann, du hättest die Leute sehen sollen heute Morgen, als du dich übergeben hast! Wie die aufgescheuchten Hühner! Mum hat mit Hilfe einiger anderer Frauen schnell dein Malheur beseitigt. Gott, war das peinlich!«
»Tut mir ja leid für dich, aber ich konnte es nicht mehr zurückhalten.«
»Ekelig! Mach das bloß nie wieder!« Sie rümpfte die Nase.
Max schüttelte nur den Kopf über sie und stapfte neben ihr her auf das Farmhaus zu. Er war kaum durch die Tür, als sein Vater ihn zum erst kürzlich angeschlossenen Telefon rief. Wer wohl für ihn angerufen hatte?
»Ich bin‘s. Wollte nur hören, ob du dich inzwischen besser fühlst.«
Leon.
Verdammt.
Der ließ einfach nicht locker!
»Geht so. Ich muss jetzt essen.«
»Guten Appetit! Lass dich mal wieder sehen! War ein schöner Abend gestern. Und… Es tut mir wirklich leid, wenn ich dich überrumpelt haben sollte. Freunde?«
Kurz überlegte Max, ihn doch noch zu enttäuschen. »Freunde! Bis dann!« Schnell legte er auf, wollte keine Antwort mehr darauf hören. Bevor er es sich noch einmal anders überlegte.
Allem Anschein nach hatte Leon es wirklich nicht böse gemeint. Vielleicht sollte er ihm noch eine zweite Chance geben, doch noch gute Freunde zu werden. Was immer das bedeuten mochte… Mit jemandem befreundet zu sein hatte sich bisher immer irgendwie anders angefühlt. Bei Leon hingegen verspürte er immer den Drang, ihm nahe und zugleich möglichst weit entfernt von ihm zu sein. Sicher war nur eines: Je näher er ihm kam, umso nervöser wurde er. Für heute war es jedenfalls genug. Er musste sich noch um seine anderen Aufgaben auf der Farm kümmern und wollte sich nicht weiter den Tag mit Grübeleien verderben lassen, wenn es schon keinen richtigen Sonntag für ihn als Farmer geben sollte.

*

»Muss das denn schon wieder sein?!«, maulte er seinen Vater an, als der ihn am nächsten Tag bat, mit ihm in die Stadt zum Laden zu fahren. »Das kannst du doch auch allein!«
»Ich hoffe, dass ich mit deiner Hilfe alles gleich nach Hause transportieren kann. Also, es muss sein!«
Er war auch nie um eine Ausrede verlegen, dachte Max genervt. Dabei ging es ihm wohl nur darum, ihn ständig mit Arbeit zu beschäftigen, dass er nur ja keine Minute still am See sitzen konnte, um seinen Tagträumen hinterherzujagen. Verflucht noch eins!
»Was, zum Teufel, brauchen wir denn schon wieder so dringend?«
»Es gibt da ein neues Pflanzenschutzmittel auf dem Markt, hab in der Zeitung davon gelesen. Sickler hat mir ein paar große Kanister davon bestellt. Wäre doch gelacht, wenn ich die Ernte damit nicht verbessern könnte!«
Dagegen ließ sich vermutlich kein Argument finden. Max fügte sich seinem alten Herrn und hoffte, dass Leon nicht im Laden anwesend war, weil er gerade etwas auszuliefern hatte. Die Chancen standen gut.
Auf der ganzen Fahrt saß er still neben seinem Vater und blickte auf die blühende Natur in der Ferne. Je näher sie der Stadt kamen, umso weniger grüne Wiesen und urbare Felder waren zu sehen. Normalerweise hätte er sich ebenfalls Gedanken gemacht, wie man die Farm wirtschaftlicher machen konnte, ob nun expandieren oder neu investieren das richtige wäre, was auch immer. Aber seit einiger Zeit waren seine Gedanken immer nur bei einer Sache: Leon Sickler und dessen charismatischer Aura. Nicht zu vergessen, sein extrem gutes Aussehen und der vollendete Körperbau.
Was würde Leon dazu sagen, was würde Leon davon halten oder was würde Leon damit machen, waren die ewig gleichen Fragen, die in seinem Kopf umherschwirrten. Er konnte es einfach nicht abstellen. Mochte er sich auch noch so sehr anstrengen.
Als sie zusammen den Laden betraten, war von dem jungen Sickler weit und breit nichts zu sehen. Erleichtert atmete Max auf. Während sein Dad Mr. Sickler Senior über den Ladentisch hinweg mit seiner Bestellung nervte, sah er sich einfach mal im Laden um. Zu seinem Glück fiel sein Blick dabei auch einmal zufällig auf die Eingangstür, weshalb er Clementine mit dem Reverend noch rechtzeitig hereinkommen sah, um sich hinter einem der Regale zu verstecken. Dieser blöden Kuh wollte er auf keinen Fall noch einmal freiwillig begegnen. Wenn er Glück hatte…
»Findest du dich nicht ein wenig lächerlich?«
Verdammt!
Ertappt drehte er sich zu ihr um. Clementine grinste verschlagen. Das war ja nicht neu, aber trotzdem fürchtete er sich vor ihr. Sein Mund war trocken, er hatte Herzrasen der üblen Sorte und suchte dringend nach Worten, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.
»Wie meinen?«, druckste er verlegen herum. Reiß dich zusammen, verdammt! Die ist doch nur eine dumme Kuh, die scharf auf dich ist!
»Ich finde dich überall. Du hast keine Chance.« Hocherhobenen Hauptes stapfte sie davon Richtung Ladentheke.
»Was ist denn der für eine Laus über die Leber gelaufen?«
Wieder drehte Max sich erschrocken um. Da stand er. Ganz ohne Vorwarnung.
Heute war nicht sein Tag.
Ganz und gar nicht.
»Sie ist hinter mir her«, machte er den Versuch einer Erklärung.
Leon stutzte kurz. »In romantischer Art und Weise?«
Sein breites Grinsen ließ sich kaum missverstehen. Max schluckte seinen Stolz hinunter und versuchte sich an einer Unterhaltung.
»Du hast es erfasst.« Peinlich berührt zupfte er sich das Hemd in der Hose zurecht.
Leon nickte wissend. »Die wirst du nicht mehr los, fürchte ich.«
»Dafür werde ich schon sorgen!«
»Man darf also gespannt sein. Ich hoffe, du sagst ihr nicht, dass ich dir lieber wäre?« Wieder zeigte Leon ihm sein breites Grinsen.
»Das könnte dir so passen!«, entgegnete Max schlagfertig. Er war richtig stolz auf seine Antwort. Jetzt hatte er es ihm aber gegeben!
»Schade. Hätte gerne ihr Gesicht dabei gesehen!«
Sie blickten sich kurz an und prusteten dann gemeinsam los. Die Vorstellung von Clementines offenem Entsetzen in den Augen war einfach zu gut, um sich nicht gemeinsam darüber lustig zu machen. Allerdings hätten sie dann beide nichts mehr zu lachen und müssten Angst vor Verfolgung haben. Ihr Vater war immerhin der Reverend.
»Sohn!«, rief Leons Vater von der Ladentheke nach seinem Ableger.
Leon verdrehte kurz die Augen und stapfte dann gehorsam zu seinem Dad und Max‘ Vater nach vorne. »Du hast morgen eine Lieferung raus zur Jenkins Farm!«, setzte sein Vater noch hinzu, als er die beiden erreichte.
Leons Miene hellte sich sofort auf, denn das bedeutete ein unvorhergesehenes Treffen mit Max. Der wiederum wurde glatt eine Nuance bleicher, als er das hörte. Auf diese Weise konnte er Leon nicht mehr ausweichen.
»Lust auf ein bisschen Jagd wie neulich?«, versuchte Leon raffiniert die Situation für sich zu entscheiden.
Max hustete überrumpelt. »Ähm, wenn ich Zeit habe. Die Ställe machen sich nicht von allein.« Dabei blickte er hoffnungsvoll auf seinen Vater. Allein mit Leon in der Wildnis war zwar verlockend, aber zugleich auch mehr als erschreckend für ihn.
»Ich hätte nichts gegen ein gutes Abendessen. Zielen müsst ihr schon selbst.«
Jetzt fiel ihm sein Dad auch noch in den Rücken! »Aber verlasst euch nicht drauf, zusammen sind wir nicht so gut, wie wenn ich alleine draußen im Wald rumschleiche«, gab er missmutig zurück.
Die beiden Männer besiegelten den Deal mit Handschlag, sein Vater zahlte im Voraus. Als sie zusammen den Laden verließen, zwinkerte Leon ihm noch einmal unauffällig zu und grinste dabei bis über beide Ohren.
»Ich bin schon ganz heiß auf die Jagd!«, rief er ihm noch provozierend hinterher.
Max verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke, als er über die Türschwelle nach draußen stolperte. Amüsiertes Gelächter begleitete ihn bis zum Wagen seines Vaters.
Die wildesten Fantasien geisterten während der ganzen Heimfahrt durch seinen Kopf. Ihn fröstelte und er schwitzte zugleich. Wenn das immer so wäre, wenn man sich zu jemandem hingezogen fühlte, dann konnte er dankend darauf verzichten. Sein Magen rebellierte erneut und der Darm wollte sich auch schnellstmöglich entleeren.
»Dass du mir ja nicht zu viel Zeit mit diesem Sickler verbringst! Der hat doch nur Flausen im Kopf! Sein Vater sollte ihm mal gehörig die Leviten lesen!«
»Keine Sorge, Dad. Ich weiß schon mit ihm fertig zu werden.« Was redete er denn da, verdammt noch mal?!
»Das hoffe ich für euch beide. Sonst hast du ihn zum letzten Mal getroffen, dafür werde ich schon sorgen!«
Darüber ärgerte sich Max nun doch. Sein Zorn flammte erneut auf, als sie aus dem Wagen stiegen und der Vater gegenüber seiner Mutter von diesem Taugenichts aus dem Laden sprach. Wie neuerdings immer, war er hin- und hergerissen zwischen Verteidigung und Zustimmung. Mit Schrecken blickte er auf den morgigen Tag und seine erneute Begegnung mit Leon, dem sogenannten Taugenichts aus dem Laden. Wenn er Glück hatte, war er gerade irgendwo auf dem Feld unterwegs und würde ihm erst gar nicht begegnen. Jagd hin oder her. Arbeit ging vor. Jedenfalls für seinen Dad.